SAURUS
erhältlich seit 9.2.2007

CD bei Sitzer/Virgin

LP bei Sitzer/Broken Silence


Live:


09.5. A-Wien
25.5. Berlin
02.6. Trostberg
06.6. München
19.8. Köln

11.10.Freiburg, Kamikaze
12.10.Münster, Amp
16.10.Erfurt, Engelsburg
18.10.Berlin, MBI
19.10.Rothenburg, Molkerei
20.10.Frankfurt/M,Das Bett
23.10.Erlangen, E-Werk
24.10.Augsburg, Ostwerk
25.10.Ingolstadt, Paradox
09.11.Hamburg, Nachtasyl
10.11.Hannover,
Kulturpalast Linden
11.11.Dortmund,Sissikingkong
12.11.Wien, Rhiz
13.11.Rosenheim, Astakneipe
14.11.München, Orangehouse
15.11.Reichenau, Bütezettel

 

 
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Presse:

Radio 1

Wer hätte gedacht, dass aus Köln nicht nur großartige Elektromusik kommt, sondern auch Gitarrenpop mit viel Seele. Locas in Love heißt eine vierköpfige Band, die mit umwerfender Unbekümmertheit ein Album präsentiert, das dramatisch, traurig, witzig und vor allem stimmig ist. „Saurus“ heißt dieses Album der Kölner Band Locas in Love.

Radiointerview vom 14.03.2007 mit Live-Version von 'High Pain Drifter' für den Real Player: hier.


Musikexpress März 2007:


Kluger deutscher Szenetypen-Pop, den man am liebsten verstecken möchte, um ihn zu beschützen.

Man hat ja oft Angst, sich zu weit aus dem Fenster zu lehnen und auf die Straße zu klatschen. Aber, was soll’s: Locas In Love, diese unverhoffte kleine Band aus Köln, könnte ein Wunder werden. Es wäre glatt möglich, dass diese vier Menschen nach langer Zeit die ersten sein werden, die wieder anfangen, Dinge richtig zu machen: nicht für Raabs Bundesbandwettbewerb spielen, sich nicht von der Neon unter die 100 wichtigsten jungen Deutschen wählen lassen. Warum sie so besonders sein sollten? Nun, hier kommt er also, der Moment des Rezensentenaufschlags auf dem harten Asphalt: Locas In Love sind die beste neue hiesige Popband dieses Jahrtausends. Punkt. Oder anders: Endlich begegnen sich bei einer deutschen Band mal wieder Popinstinkt, Hirn und Stilsicherheit auf Augenhöhe. „Sachen“ heißt der erste Song des zweiten Locas-Albums, und er verhandelt sehr geradeaus Dinge, die zu öde sind, um sie Themen zu nennen: „Sachen“ also. Gerade fragt man sich noch, ob eine Band wirklich über etwas singen sollte, worüber zu sprechen schon langweilig genug ist, da hat man sich schon in Björn Sonnenbergs versmaßsprengenden Gesangsstil verliebt. Im zweiten Song „Zum Beispiel ein Unfall“ spuckt Co-Sängerin Stefanie Schrank Judith Holofernes mal eben ins Poesiealbum, und spätestens bei der anrührenden Loser-Hymne „Comandante“ wünscht man der Band wahlweise eine Weltkarriere oder will sie nur noch für sich allein haben. Ihre größte Stärke – neben den schlichten, aber packenden Melodien – sind die Texte: Schnodderpoesie und Luschenlyrik mit wundem Punkt (sehr schön im Weihnachtsheimkehrerdrama „Egal wie weit“). Und mit dieser Pose gelingt ihnen fast alles: Typenkarikaturen, Krawallbekundungen, putzige Endzwanziger- und Frühdreißigeranalysen, Jugendphrasenverdrehereien und aussichtslose Utopien. Und immer, wenn’s gerade am schlimmsten schmerzt, bekommt man etwas zu lachen: „Ich verkrampf mich immer fester und blicke so starr/dass meine Augenbrauen wehtun/In 20 Minuten werd’ ich Muskelkater haben“ (aus „High Pain Drifter“). Die Musik dazu ist freundlich swingender Jungliedermachergitarrenpop zwischen hutzeliger Post-Kleinkunst und arglosem Weltumarmer-Schlager: Manchmal klingt die Band fast wie Herman Düne auf deutsch, falls das jemandem hilft. Ohne ihnen eine Last auf die schweren Schultern laden zu wollen, aber vielleicht schaffen sie es ja wirklich, Raab und NEON von der Schippe zu springen. Es ist möglich, daß manches hier bald schon wieder zu alltagsverhaftet, zu geheimnislos, zu anständig poprockig, am Ende vielleicht sogar doch wieder zu deutsch klingt. Man kennt sich ja. Doch jetzt, in diesem Moment, ist diese Platte geradezu eine Offenbarung.
* * * * * (fünf Sterne)
Eric Pfeil



Spex # 306, 01-02/2007:

Die »Sachen«, die uns beschäftigen, ohne wichtig zu sein, ohne Leidenschaft zu erfordern, sie halten uns auf, zurück und in engen Kreisen gefangen. Gleichwohl sind es die Dinge, um die herum Locas In Love ihr grandioses Album aufbauen. Ja, ich scheue mich nicht, dieses Adjektiv hier und jetzt zu betonen. Musik, die nicht aus dem Alltag oder vor dem Gegenüber flieht, die denkt, fühlt und weitererzählt, was in den Gedankenwelten von Frank Spilker oder Jochen Distelmeyer jemals eine Rolle gespielt hat.
Auf der Suche nach Ehrlichkeit, Wahrhaftigkeit und Nähe zelebriert diese Band in großformatigen Popsongs schlichtweg echtes Storytelling, unkodiert und lyrisch liebevoll in Szene gesetzt. Jenseits von Floskeln zu texten kann ja bekanntlich ganz schön in die Hose gehen. Nicht so hier. Schönstes Beispiel ist hier sicherlich die völlig unpeinliche Ödnis-Beschau des »Hauses Deiner Eltern« in »Egal wie weit«. Locas’ Geschichten spielen sich in jedem Leben ab, gehen raus in den Alltag. Gut so, und eigentlich der einzig richtige Weg.
Die Musik trägt die Worte weiter. Ein fast unfassbares Amalgam aus Einflüssen lässt »Saurus« musikalisch leuchten. Nervös fuchtelt meine Hand im Nichts herum, um die Bands vor meinem geistigen Auge zu erhaschen, die in der Referenzliste an mir vorbeirauschen. Ist es nun blöd, Weezer, They Might Be Giants, Sonic Youth und Bright Eyes als exemplarische Big Shots aus dem Register zu ziehen? Wer kennt schon noch Geschmeido? Was ist eigentlich die hiesige Entsprechung zu Americana? Ist »Rosa Mond« nun wirklich eine Anspielung auf Nick Drake? Okay, das führt zu nichts...
Gleichzeitig aber klingt das Album – Vorsicht, Floskel! – so reif und aus einem Stück gehauen, dass ich mich immer wieder vergewissern muss, wie jung diese Band ist. Mehr als das und die Tatsache, dass Kollege Jan Niklas Jansen neben Spex auch diese Band mit seiner Kreativität befeuert, weiß ich nicht über Locas In Love. Was egal ist, denn nach einem Hördurchgang ist die Band ohnehin ein guter Bekannter – und für meine allerletzte Spex-Rezension wohl der schönste Gegenstand, den ich mir wünschen konnte. Danke.
Carsten Sandkämper

taz, 5.2.2007

Das bringt die Woche
MUSIK: Am Freitag kommt das Debüt der schönen deutschen Band Locas In Love in den Handel. Es heißt "Saurus" und klingt wie eine Mischung aus Bright Eyes und den Lassie Singers - also toll.

mbeat, Ausgabe No.2_Februar_07

'Zum Beispiel ein Popwunder'

Toll! Da bekommt man nicht nur dieses wunderbare Album einer Band zugeschickt, von der man noch nie gehört hat, sondern auch noch den Link zu einem Reviewroboter mit vorgefertigten Phrasen. Nach kurzer Überlegung wird dieser allzueinfache Weg aber verworfen. Schließlich haben sich die vier Kölner mit ihrem Album mehr Mühe gegeben, als sie der Rezensent je in diese Zeilen stecken könnte. Bis ins Jahr 2004 gehen manche der Nummern zurück, aufgenommen wurden sie im Herbst letzten Jahres in England im Studio von Peter Katis (Spoon, Interpol, The National) und unter Mithilfe von Arab Strap Musiker Malcolm Middleton (ein Gitarrensolo), Streichern und sogar einem Kinderchor (Im wunderbaren 'Ich-bin's-nicht-gewesen'-Song 'Mabuse') eingespielt. Glaubt man den sich schier überschlagenden Kollegen der schreibenden Zunft, den Locas ist damit ein Eintrag als vielleicht beste deutsche Band des Jahrtausends sicher. Man glaubt! Bis ins kleinste Detail perfekt durcharrangierte Indiepop-Perlen, die sich rein musikalisch sofort ins Ohr festsetzen, in Sachen Lyrics aber für wunderbare Brechungen sorgen. Denn statt Versmaß steht hier der direkte Ausdruck des zutiefst Privaten im Vordergrund und wir dürfen Leute wie Martin kennenlernen (im Knast), die wohl irgendwie zum Freundeskreis des Quartetts gehören. Dazwischen angenehm unaufgeregt Politisches, 'Zum Beispiel Ein Unfall' und dergleichen unglaublich schöne Popwunder mehr, in schönem Wechsel mal weiblich, mal männlich intoniert. In einer gerechten Welt in Kürze mindestens mal im Jurassic Parc des deutschen Musikzirkus.
(Christopher Büchele)

Intro Nr.147

jetzt.de, Süddeutsche Zeitung vom 18.02.2007

Locas In Love
Woher: Quartett aus Köln rund um den Sänger Björn Sonnenberg, der sich mit Bassistin Stefanie Schrank den Gesangspart teilt und mit der Zweitband Karpatenhund samt Majormacht im Rücken auf dem Weg in die Hitparaden ist.
Wohin: Locas In Love werden mit dem neuen Werk "Saurus" von manchen schon jetzt als beste hiesige Popband dieses Jahrtausends gefeiert und Björn Sonnenberg als neuer Frank Spilker oder Jochen Distelmeyer gehandelt.
Klingt nach: Reduzierter Bombast aus leisen Momenten und großen Gesten. Eine Band, die Worte findet, wie sie einem selber nie einfallen würden.

Hannoversche Allgemeine Zeitung, 13.03.2007

Romantisch und unbeugsam

„Indierock” – das war einmal so etwas wie das große, ewige Glücksversprechen des Rock ’n’ Roll: „Do It Yourself”-Prinzip traf auf Anti-Kommerz und Verweigerung als Daseinsform. Inzwischen ist „Indie” immer mehr zur Pose geronnen; was übrig bleibt sind Seitenscheitel, Retro-Turnschuhe und Hornbrillen. Die Kölner Band Locas In Love zeigt mit „Saurus”, dass es auch anders gehen kann. Benannt nach einem amerikanischen Underground-Comic aus den achtziger Jahren, hat sich das Quartett durch Jugendzentren bis nach New York gespielt – mit selbst produzierten EPs und einem endlosen Reservoir an renitenter Energie. Mit „Saurus” ist der Band ein großes Album gelungen. Dreistimmiger Gesang und Streichquartette, ein hüpfendes Banjo, Pfeifsolos und alle Arten von Tasteninstrumenten fügen sich ebenso selbstverständlich in den dichten Bandsound wie ein Kinderchor, der auf das System schimpft („Mabuse”). Was vielen Bands nur als ironisches Zierat gereicht, ist auf „Saurus” Programm: Die Locas kommen, um sich zu beschweren. Nach drohend rollendem Bass („Sachen”) berichtet Sänger Björn in holpriger Phrasierung vom Leben im Prekariat, während Gitarrengewitter im Wechsel mit poppigen Orgelböen vorbeizieht, das den Weg ins gelobte Land der Pixies und Velvet Undergrounds weist. Besonders zu Beginn der Platte regnet es sperrig-schöne Ohrwürmer wie „Comandante”, eine Liebeserklärung an den unangepassten Jugendfreund. Das alles klingt so mitreißend wie eine musikalische Version des Filmklassikers „Bonnie & Clyde” – romantisch und unbeugsam bis zum Schluss. In einem Wort: „Indie”.
(Daniel von Fromberg)


titel-forum.de

Was wirklich wichtig ist

Sollte es möglich sein, dass eine junge Band aus Köln endlich den ganzen Deutsch-Pop-Soßenschleudern zeigt wo's langgeht? Aber ja.

Manchmal kommt es vor, dass einem eine Band schon nach wenigen Tönen ihrer neuen Platte vorkommt wie ein alter Bekannter. Dabei kann ich mich noch erinnern, dass ihr erstes Album "What Matters Is The Poem" mich damals, es war 2004, etwas ratlos zurückließ. Das war alles sehr gut gemacht, aber doch etwas sperrig. Vielleicht, ganz sicher sogar, habe ich mich auch so sehr verändert, dass der Zugang jetzt ein anderer ist. Jedenfalls wirkt das zweite Album "Saurus" geradezu beängstigend eingängig. Sollte es möglich sein, dass eine junge Band aus Köln endlich den ganzen Deutsch-Pop-Soßenschleudern zeigt wo's langgeht? Die über den Alltag singen kann und dabei all die Gedanken zu Papier bringt, die einem selbst so oft vor dem Schlafengehen durch den Kopf gehen? Mit Songs, die einfach restlos glücklich machen? Aber ja.
Ist Jan Niklas Jansen eigentlich noch Redakteur bei der Spex, die von Köln nach Berlin geflüchtet ist? Man möchte fast hoffen nein, denn dann hat er mehr Zeit für die wichtigen Dinge wie mit Locas In Love auf Tour gehen und an neuen Stücken arbeiten, zusammen mit Stefanie Schrank (deren herrlich naiver Gesang schön an die Lassie Singers und die Moulinettes erinnert), Sänger Björn Sonnenberg (der mit seinen ungewöhnlichen Zeilenumbrüchen die Schönheit der deutschen Sprache aufsägt, ohne sie zu zerstören) und Maurizio Arca. Jetzt, und zwar sofort, ist es an der Zeit diese Band zu feiern, für ihre wunderbaren Vergleiche ("ich liebte dich wie Che Guevara die Revolution"), für einen gänzlich unpeinlichen deutschen Country-Song ("To Get Things Straight") für wunderbare o-neliner ("für uns ist es schon zu spät, jung zu sterben und Legenden zu werden"), für wunderbare, unspektakulär dahingesungene kleine Weisheiten ("dass nichts für immer ist, und nichts je vorbei") und für mindestens einen modernen Klassiker mit Kinderchor ("Mabuse") und einen modernen Klassiker über das Nachhausekommen ins Haus der Eltern, begleitet von Widerwillen und Lebenslügen ("Egal wie weit"). Wurde da jetzt zu oft das Wort "Wunder" verwendet? Nein, für "Saurus" kann man es gar nicht oft genug in den Mund nehmen. Dafür sind ausnahmsweise mal alle Superlative angebracht. Blumfeld haben sich aufgelöst, und Die Sterne werden nie wieder so wichtig werden wie sie's mal waren. Na und? Wen schert's? Wir haben jetzt Locas In Love, das ist viel, viel wichtiger.

(Tina Manske)

Bizarre Radio

Man kann das auch so sehen: Sangen Locas In Love im Jahre 2002 in ihrem „Lovesong“ noch leicht hippie-esk „Uns’re Liebe richtet sich direkt/ gegen alles was nicht funktioniert/ Und wenn wir uns küssen ist das/ ein Statement gegen das Schweinesystem“ gründeten vier Fünftel der Band 2005 die Band Karpatenhund, um dann mit Unterstützung eines Majorlabels so richtig durchzustarten.
Andererseits: Die unglaubliche Kreativität und Spielfreude von damals behielt die Band bis heute bei (im Grunde genommen ist sie am vorläufigen Höhepunkt angelangt), und so arbeitete man ohrenscheinlich parallel. Und wie: Mit Unterstützung von Malcolm Middleton (Arab Strap), den man bei einer gemeinsamen Tour kennen lernte, unzähligen Instrumenten, einem Kinderchor und schließlich auch noch einer waschechten US-Produktion (Peter Katis, u.a. Clem Snide, Spoon, Interpol) nahm man das Album „Saurus“ auf.
Textlich findet sich die alte Verschrobenheit dann aber doch (zum Glück) noch wieder: „Und ich liebte dich / wie Comandante Che Guevara die Revolution“ („Comandante“). Ebendort heißt es auch: „Du hattest immer gute Ideen/ zum Beispiel in englischen Texten/ das Wort „pain“ durch „paint“ zu ersetzen.“ Eigentlich kaum zu glauben, wie man so etwas singen kann, ohne peinlich zu klingen. „Saurus“ ist – für die deutsche Rockmusik des neuen Jahrtausends - eine Offenbarung.
Und sonst: Man weiss gar nicht, wo man anfangen soll. Bei der wunderbar eingängigen (sagen wir es doch: phänomenalen) Popmusik, oder doch und immer wieder einfach bei den ebenso klugen wie traurigen wie lustigen Texten: „Ich verkrampf mich immer fester und blicke so starr,/ dass meine Augenbrauen wehtun./ In 20 Minuten werd’ ich Muskelkater haben“ („High Pain Drifter“). Während es im Opener noch heißt „Mit der Band läuft’s ganz gut/ Wir kommen viel rum/ Und machen eine neue Platte/ Du kannst die Demos mal hör’n/ Sie kommt bald raus“, leugnet sich die Band in „Mabuse“ dann selbst und behauptet (ebenso wahnwitzig wie selbstbewusst): „Ich war es nicht/ Es war Mabuse/ Er benutzte mein Gehirn.“ „Rosa Mond“ ist Nick Drakes „Pink Moon“ auf Deutsch und „Sachen“ könnte es tatsächlich zu einem neuen „Smells Like Teen Spirit“ schaffen. ...So könnte das endlos weiter gehen….
Lieder, die die Welt braucht! Wer das selbst herausgefunden hat (hoffentlich alle), kann übrigens mit Hilfe des „Review Roboters“ auf der Homepage der Band selbst eine Plattenkritik „bauen“. Auch wenn es schwer fallen wird, sich zwischen „Saurus – Egal, es knallt!“, „Mehr als nur ein Geheimtip“, „Voll auf die 12!“ und „Locas in Love sind die besseren Dinosaur Jr.“ für ein endgültiges Urteil zu entscheiden. Bitte rechts auf "REVIEW ROBOTER" klicken!

14 von 15 Punkkten
(Daniel Höfelman)

komakino.de

Das wievielte Album der Kölner ist das eigentlich? Bei dem wahnwitzigen Output der Band verliert man allmählich den Überblick - umso erstaunlicher, dass ihre Songs einfach nicht schwächer werden. Das Gegenteil ist der Fall. "Saurus" ist jedenfalls das Majordebüt der Locas. Ob das mit dem ebenfalls auf Virgin erscheinenden Debüt ihres "Nebenprojekts" Karpatenhund zusammenhängt, sei dahingestellt - Tatsache ist, dass es weder ihnen noch ihren Songs schadet, denn aufgrund des oben erwähnten unglaublichen Potenzials des Songwritertrios Sonnenberg / Schrank / Jansen sind einfach genug Hits für zwei Alben da.
"Saurus" wurde in den USA von Peter Katis (Interpol, Clem Snide, Spoon, The National) abgemischt - tatsächlich wurden dadurch die Aufnahmen zum nächsten The-National-Album unterbrochen und dessen Release somit verzögert. Doch selbst dieser fast blasphemische Akt ist schnell verziehen, wenn man Songs wie "Zum Beispiel ein Unfall" oder "Saurus" hört.
Björn, Stefanie und Niklas lieben die Musik. Ihre Wohnungen sind wie Plattenläden, in denen es nur gute Musik gibt. Und sie selbst sind wie Rock Aliens, die sich von dieser Musik ernähren, deren Essenz aufsaugen und in ihre eigenen Songs legen. Ihr Herz und ihre Seele legen sie dir noch obendrauf, allerdings nicht auf eine so jämmerliche, selbstmitleidige Art wie viele ihrer deutsch singenden Kollegen, sondern unaufdringlich und - im Kontrast zur stellenweise sehr bombastischen Musik - leise. Ein Angebot, das du nicht ablehnen kannst.
(Niko Amok)


teleschau - der mediendienst auch: focus campus

"Die Show muss gar nicht weitergehen. Wir können einfach aufhören." Es gehört schon ein bisschen Mut dazu, gängige RocknRoll-Klischees so sehr zu negieren, wie Locas In Love das tun. Aber, und das wird auch schnell klar: Es geht nicht um die Band, es geht um den Hörer. "Saurus" ist so eine Art Therapiestunde, gepaart mit einer unglaublichen Liebe zum Pathos. Da gehts ums gemeinsame Sterben, wie einst bei den Smiths, ums Erwachsenwerden, um die Liebe, um Gewalt als Ventil und um die anderen großen Themen des Lebens. Was früher noch etwas unbeholfen klang und die Grenze zum Kitsch manchmal überquerte, kommt jetzt immer auf den Punkt.
Dabei haben Locas In Love gar nicht so viel verändert. Nach wie vor zelebrieren sie einen sehr traditionellen Schrammelpop, der seine Wurzeln in diesem diffusen Ding namens Indie hat, also bei so ziemlich allem was musikalisch auf einer Linie zwischen Boston und Hamburg, zwischen Lemonheads und frühen Tocotronic liegt. Der Duktus von Hauptsänger Björn Sonneberg erinnert dabei manchmal an Bernd Begemann - ist aber wesentlich direkter, weniger overacting und weniger humorig.
Es sind schon krasse Wahrheiten, über die Locas In Love auf dieser Platte singen. "Monkey On My Back" oder "Egal wie weit" thematisieren Angstzustände, Depressionen und familiäre Probleme ohne jede Verschlüsselung und schocken deshalb auf durchaus nachhaltige Art und Weise. Dass andere Stücke - wie etwa der Titeltrack - nicht ohne Theatralik funktionieren und "Zum Beispiel ein Unfall" sich mit Riot-Kante in die Ohren poltert, passt da ganz gut, weils die Ernsthaftigkeit auf eine andere Ebene hebt, weil man nicht den Eindruck hat, man lausche gerade an einer fremden Tür. Aber ganz egal, wie nah einen Locas In Love an sich ranlassen, unabhängig von so abgedroschenen Begriffen wie Authenzität: "Saurus" ist in seiner Lakonie, in seiner Direktheit und vor allem, weil nicht einmal der geringste Versuch unternommen wird, irgendwie cool, irgendwie unnahbar zu sein, eine unglaublich konsequente Platte.
(Jochen Overbeck)


nillson-fanzine.de

Um ehrlich zu sein: So richtig hatte ich mich für Gitarrenpop aus Köln bisher eigentlich nicht interessiert. Auch die Locas In Love machten da keine Ausnahme. Auch, wenn ich sie mal mehr oder weniger zufällig irgendeinen Supportgig spielen sah, wurde die Anteilnahme nicht größer. Sie waren halt dabei, sie waren nett, mehr blieb nicht hängen. So ging das eine ganze Zeit. Doch irgendwann fing es an, in Köln zu rumoren. Dass es die Locas jetzt wissen wollen, hieß es, von einem neuen, mainstreamigeren Bandprojekt war die Rede, und überdies noch von einer szenefremden neuen Sängerin. Huch! Da störte doch jemand die untergründige Gemütlichkeit der kleinen Kölner Rockschuppen, und zu allem Überfluss waren das auch noch einige ihrer präsentesten Protagonisten. Es wurde spannend. Die neue Band, Karpatenhund, fing an aufzutreten, bekam erste Aufmerksamkeit und bald darauf einen umsichtig ausgehandelten Majorplattenvertrag. Inklusive einer Albumproduktion in den USA, unter der Regie von Starproduzent Peter Katis (Interpol, The National, Spoon). Und was machte die alte Band, die Locas, aus der Karpatenhund ja zu 4/5 bestand? Sich aufzulösen? Nein. Sie arbeitete als Karpatenhund einfach so effizient, dass statt einer Produktion gleich zwei drin waren. Die zweite für die Locas. So geht jedenfalls die Legende, und wenn sie stimmt, ist das eine pfiffige Meisterleistung.
Nun liegt also genau dieses in den USA aufgenommene neue Locas In Love-Album vor, es wird auf dem seit langem verbündeten Kölner Label Sitzer veröffentlicht, genießt aber den Vorteil eines EMI-Vertriebs. Und wie gesagt, ich habe mich ja eigentlich noch nie so richtig für Gitarrenpop aus Köln interessiert. Aber ich muss schreiben, dass mich „Saurus“ nicht nur positiv überrascht, sondern geradezu umgehauen hat. Ich habe schon lange kein Album mehr gehört, das trotz einer selbstauferlegten strukturellen Limitiertheit vor allem wegen seiner naiv-unbekümmerten Experimentierfreude mit Unmengen von Instrumenten so seelenvoll klingt. Die Songs auf „Saurus“ sind einfach, die Texte allerhöchstens sehr unterschwellig dramatisch, eher von Poplyrik-Konventionen abgewandt. Aber trotzdem ist jedes Stück auf dieser Platte in sich so stimmig, und alle zusammen fügen sich wundervoll passend zu einer Platte zusammen. Ich glaube und kann verstehen, dass Fans von beispielsweise klassischer Britpop-Ästhetik bei Sätzen wie „Es war Mabuse, er benutzte mein Gehirn“ mit dem Kopf schütteln. Solche Sätze sind halt nicht für jeden, genauso wie die Zweitband Karpatenhund nicht für mich und deshalb ziemlich uninteressant ist. Aber Texte wie die auf „Saurus“ sind für mich, und für mich sind sie genau richtig. Locas In Love haben wirklich alles Potenzial aus ihrer Lofi-Ästhetik herausgeholt, haben zwölf tolle Songs geschrieben, sie haben sich selbst ausgedrückt, und sie decken Stück für Stück die verschiedensten Emotionen auf der Klaviatur des Lebens ab. Klingt ein wenig blumig, was? Ich weiß es aber nicht besser. Auf jeden Fall glaube ich nicht, dass ich mich zuvor immer in dieser Band getäuscht habe. Richtig ist, dass ihnen mit „Saurus“ ein Quantensprung gelungen ist, den ich ihnen nicht zugetraut hätte.

(Christian Steinbrink)


Radio 1

Wer hätte gedacht, dass es noch immer deutsche Bands gibt, die sich auf dem Marsch durch die Diskurse befinden. Die Kölner Formation Locas in Love baut auf ihrem zweiten Album kleine ironische Popsongs, die lakonisch "Sachen“, "Mabuse“ oder auch "High Pain Drifter“ heißen, aber vor allem davon handeln, wie die Indie-Kultur sich des Pop bemächtigt und das Reden über Zorn diesen selbst erübrigt: "Ich gebe zu, ich habe diese Tür eingetreten.“ Soso.

Kai Müller vom Tagesspiegel

jetzt.de

Ausgesucht weil: noch nie so schön all die namenlosen Erledigungen, Beschäftigungen und Unfreiwilligkeiten, eben „Sachen“, besungen wurden, die uns jeden Tag unsere Zeit rauben und an die wir uns am Ende eines Tages nicht einmal mehr erinnern können, sondern nur ein großes Gefühl der Leere und Nutzlosigkeit hinterlassen.
Ausgesucht aus: der zweiten Locas In Love-Platte „Saurus“ (Sitzer)
Puh, bei diesem Album der Kölner Band Locas In Love fällt es mir wirklich sehr schwer, nur ein Lied auszusuchen, so sehr mag ich diese Platte insgesamt: Schlichte, aber sehr berührende Melodien mit Gitarre, Schlagzeug und Bass, die manchmal durch eine Orgel, eine Geige, einen Bläsersatz oder einen schönen A-ha-Chorus aufgepeppt werden. Reduzierter Bombast aus leisen, sehnsüchtigen Momenten und großen, ausholenden Gesten, mit einem Sänger (Björn Sonnenberg), der sich traut, nicht zu reimen und dabei die poetischsten Texte hervorzaubert, und einer ganz bezaubernden Co-Sängerin (Stefanie Schrank). Endlich wieder eine Band, die einem aus der Seele spricht, ohne dabei die plattesten Alltagsbeobachtungen zu besingen oder diese zu romantisieren, und die sich originelle Bilder und Vergleiche ausdenkt, auf den Punkt gebracht in dem großartigen Opener „Sachen“, einem Lied für die Generation der „neuen Eigentlichkeit“: „Wir wollen immer etwas machen, aber es kommt immer was dazwischen, Wir stecken fest in einem Sumpf aus Ablenkung und Ausreden.“

(Caroline von Lotzow)

elisabett.de
Wir wollen immer etwas machen. Es kommt immer etwas dazwischen. Wem es so geht, der ist auf dem Weg durch ein zufriedenes Leben, trotz verpaßter Chancen, vergebener Elfmeter oder unerreichten Höhen. Wie fliegende Sahnetörtchen werden den vier Locas in Love derzeit die Huldigungen an die Backe geschmissen. Keine Musikjournalie, die nicht mit in den Chor der begeisterten Kritiker einstimmt. Gänzlich unaufgeregt, bescheiden und doch nichtssagend vielumfassend erklingt der Pop der deutsch musizierenden Band. Internationale german spoken Indiepopklasse direkt aus unserer Mitte?! Große Zukunft wird hier allenthalben vorausgesagt, unabhängig der Jahre, die bereits hinter dieser Formation liegen.
Es ist ein wohlklingender Sound, der mit viel Achtung für Details und jeder Menge schweißtreibender Gründlichkeit in über einem Jahr aufgenommen, verworfen, neu zusammengestellt, abgemischt und schließlich für gut genug befunden wurde. „Saurus“ steht denn schließlich für die Entwicklung der Band, die sich nicht zuletzt in den letzten eineinhalb Jahren mit den vier Kölner Musikern vollzogen hat: Konzerte in den USA, eine vollständig selbstgemachte EP, der Support für Arab Strap und die Arbeit mit Peter Katis, bekannt durch die Kooperationen mit Interpol oder The National, an den Songs für das neue Album im Studio. Sie haben immer etwas gemacht. Immer kommt was neues dazwischen. Am Ende steht mit „Saurus“ eine Platte, die so zwischen 1993 und 2006 so ziemlich alles in sich aufgenommen haben könnte, was im weiten Feld von Politpop bis Spaßindie in deutschen Landen auf dem Plattenteller kam. Die Lassie Singers treffen den bebrillten Durchschnittstocofan an der nächsten Ecke. Mal dreht sich der Text einfach musikalisch umfingert im Kopf, mal dreht die Gitarre zum unspektakulärem Alltagsleben am Rad. Schwuppediwupps sind die zwölf Songs auch schon wieder vorbei. Mit „Rosa Mond“ beschließt sich das Album mit einem Wink zu Tilman Rossmy. Und der hatte ja auch mal was mit den Lassie Singers. Und weil alles so gut läuft, könnte dieses Jahr für Locas in Love in zweifacher Hinsicht zum Sprungbrett in weitere und bekanntere Gefilde werden, denn mit der gleichen um eine weibliche Stimme aufgestockten Besetzung betritt der Ableger Karpatenhund demnächst mit dem Debut die nationale Showbühne. Sie wollen immer etwas machen. Dieses verdammte Deutschland hat sie dazu getrieben.
[flo]


Plattentests Online

Jurassic Park
Locas In Love - eine weitere unnötige Telenovela? Aber nicht doch: Man singt deutsch, ist zu viert, hat sich nach einer Comicserie benannt und seine Basisstation in Köln. Und ganz außerdem bereitet diese sympathische Band ungefähr doppelt so viel Freude, wie die Absetzung aller unnötigen Telenovelas zusammen es würde. Das liegt unter anderem an der Gabe, Worte zu finden, die nicht bloß nach Suchmaschinenergebnis, sondern nach Bekennerschreiben und Vertrauensbeweis klingen. Und dann wäre da noch dieser verblüffend internationale Sound, der so viel mehr aus dem Ärmel schüttelt, als herkömmlicher deutscher Indiepop überhaupt auf dem Spickzettel stehen hat.
Wenn man all das - sowie den Umstand, dass die Vier auch gerne mal deutschsprachigen Songs englische Titel verpassen - erst einmal staunend verinnerlicht hat, dann überrascht es eigentlich nicht mehr, dass die mittlerweile pensionierten Arab Strap sich ausgerechnet Locas In Love als Support für ihre allerletzten beiden Deutschland-Konzerte wünschten. Im Gegenzug spendierte Malcolm Middleton ein Gitarrensolo für ihr zweites Album "Saurus", das die Locas zwar selbst einspielten und produzierten, mit dem sie aber zum Mischen in die USA flogen - zu Peter Katis, den man von seinen Kollaborationen mit Interpol, The National, Clem Snide oder Spoon kennen könnte.
Es sind die kleinen, liebevollen Details, die ein Dutzend Singalongs auf Sauriergröße wachsen lassen: der reizende Kinderchor, der "Dieses verdammte Deutschland hat mich dazu getrieben!" skandiert. Gitarren, so fluffig, wie Jamie Oliver keinen Pfannkuchen hinbekommen würde. Vereinzelte sonnige 60s-Harmonie-Gesänge und das beiläufige und gerade deswegen so perfekte Pfeifen in "High pain drifter". Die cleveren Querverweise und vor allem die Selbstverständlichkeit, mit der Björn, Stefanie, Jan Niklas und Mauri auch Country und Americana an den Rhein importieren und ebenso dezent wie gekonnt einfließen lassen.
Dass Locas In Love zudem ein Händchen für Dramaturgie haben, zeigt "Honeymoon is over (if you want)" beispielhaft - eine angespannte Zusammenkunft von sanftmütigem Piano-Banjo-Geflecht und bitterernstem, bleischwerem Bass, denen schließlich doch noch die eindrucksvolle Verwandlung in streicherbeflügelte Ausgelassenheit gelingt. Sänger Björn Sonnenberg macht dank ausgeprägter Storyteller-Mentalität auch versmaßlos glücklich und schafft es stimmlich locker, für die Akustikgitarren-Nummer "Rosa Mond" mal eben in den Johnny-Cash-Modus zu wechseln - und auf ganz hinreißende Art und Weise Nick Drake zu huldigen.
"Sachen" hingegen erzählt von der wenig fabelhaften Welt der Lethargie - die Saiteninstrumente schlingern thematisch adäquat, während Drummer Mauri fehlerfrei den Begriff Monotonie buchstabiert. Dabei kann er dann aber doch nicht ganz den vorbildlichen Energiehaushalt von Locas In Love verbergen, die sich übrigens unter dem Namen Karpatenhund und mit einer Frau namens Claire am Mikrofon geschlossen den Luxus einer Zweitband leisten. Ebenfalls bei Virgin unter Vertrag und mit einem Debütalbum in Vorbereitung. Man würde ihnen glatt wünschen, doppelt abzuräumen.
(7/10) Ina Simone Mautz

schallplattenmann

Die alte Weisheit, dass Blinde keine Blinden führen können, wird mit "Saurus" nachhaltig entkräftet. Man hat nie das Gefühl als habe die Kölner Band für irgendetwas Antworten parat, aber die Art wie Locas In Love Geschichten erzählen, hat schon fast therapeutische Züge. Jeder der zwölf Songs hat mindestens eine Textzeile, die man sich auf die Innenseite der Augenlider tätowieren sollte. Aber auch musikalisch schafft es die Band um Björn Sonnenberg (The Dackel 5) Akzente zu setzen. Schrammelige Americana-Grundhaltung trifft auf nette Feinheiten der Tasteninstrumente und charmante kleine Huldigungen an so Große wie Johnny Cash oder Nick Drake.
Apropos, ab jetzt sollten Locas In Love nur noch in einem Atemzug mit den ganz Großen genannt werden: "Saurus" ist mit Sicherheit eine der besten deutschsprachigen Platten der vergangenen Monate. Allein zu hören, wie sich bei "Honeymoon Is Over" gegen Ende die Streicher erheben, müsste Beweis genug sein. Volltreffer ohne Anbiederung.
(@@@@ - definitives Highlight) (Dirk-Michael Mitter)

sellfish.de

Locas in Love machen vor allem nette, eingängigen Indie-Pop mit Folkelementen. Auf ihrem neuen Album „Saurus“ haben sie sich dafür von Orchester, Kinderchor und einem Gitarrensolo von Malcolm Middleton unter die Arme greifen lassen, weil sie laut eigener Aussage das Gefühl hatten, daß es nicht ohne gehe, um das umzusetzen, was sie als „reduzierten Bombast“ bezeichnen.
Klotzen statt Kleckern ist nicht immer das beste Motto. So haut das neue Album musikalisch trotz der sympathischen, von Alltagslyrik geprägten deutschen Texten nicht wirklich vom Hocker. Doch die Texte stecken voll von kleinen Wahrheiten, Situationen, die jeder von uns nachempfinden kann: den Smalltalk mit einem gar nicht so unlieben Bekannten, bei dem mal das halbe viel beschäftigte Leben vorbeiflitzen läßt, auch wenn man sich gar nicht mehr so recht entsinnen kann, bei welchen „Sachen“ eigentlich so schnell die Zeit verstrichen ist. Sich darüber freut getroffen zu haben, aber sich gleichzeitig bewußt ist, daß aus dem im Raum stehenden baldigen Kaffeetrinken wohl wieder nichts wird, wie schon die vielen Male vorher; Vom Verlassen und Zurückkommen in die Stadt der Kindheit und all den damit verbundenen zwiespältigen Gefühlen in „Egal wie weit“ unterstützt von einem mal leise- unaufdringlichen, mal energisch- treibenden Orchester. „Rosa Mond“ besticht mit seinem an Element of Crime erinnernden reduzierten Sound und erzählt von der Einsicht, daß weder Flucht noch Verstecken Probleme löst und daß „es [...] mich finden (wird) selbst in der letzten Ecke“. Leise klimpern Piano und Banjo zum Auftakt von „honeymoon is over (if you want to)“, dem Abgesang einer Liebe, wenn nach der Resignation und dem Kampf zwischen Erinnern und Vergessen, freundschaftliche Loyalität übrigbleibt. Und wohingegen andere Krimis schreiben, leben Locas in Love ihr kriminelles Potential in Liedern wie „Mabuse“ und „Zum Beispiel ein Unfall“ aus. Schließlich vernimmt das Ohr Country. Deutschen Country und nein, man kann nicht meckern, schön haben sie die ironische Thematisierung der „quarterlife-crisis“ hinbekommen. Oh, jetzt beginne ich doch leicht zu schwanken und muß mich doch etwas am Hocker festklammern. Doch „das ist für heute alles. Lass uns sehen, daß wir ins Bett kommen.“
(7/10) (Nadja Gebhardt)

Live Magazin
Für diejenigen, die da mal wieder gepennt haben: Locas In Love sind eine junge Band aus Köln, die in ihrer Gesamtheit gern viel schreibt — Bis man alle kleinen Geschichten, Bandtagebücher und intimen Einblicke auf ihrer Homepage gelesen hat, ist man ergraut. — und bereits 2004 ihr Debüt „What Matters Is The Poem“ raus gebracht haben. Das Debüt war gut, „Saurus“ ist es auch. Vielleicht — Jetzt 'nen Euro ins Phrasenschwein. — erwachsener und reifer als der Vorgänger, aber immer noch lässig poppig, schlau ohne verkopft zu sein und darüber hinaus mit viele Liebe produziert. Sympathische Alltagslyrik geschrieben von sympathischen Leuten, die sich selbst nicht zu ernst nehmen, trifft auf Musik, bei der sogar die Gitarren irgendwie sympathisch klingen. So früh im Jahr schon ein Highlight vor die Nase zu bekommen tut gut.
(5/5 Sterne) bü

Vice
Locas in Love scheinen mit der gleichen mysteriösen Gabe gesegnet zu sein wie Jeans Team. Das heißt, sie haben eine komplette LP in deutscher Sprache aufgenommen, bei der man sich nicht sofort die Haare ausreißen, Batteriesäure trinken oder vor den nächsten ICE werfen will. Gut gemacht Leute, wieder ein Leben gerettet.
(8/10) (Neale Lytollis)

Hinternet
Die alte Weisheit, dass Blinde keine Blinden führen können, wird mit "Saurus" nachhaltig entkräftet. Man hat nie das Gefühl als habe die Kölner Band für irgendwas Antworten parat, aber die Art wie Locas In Love Geschichten erzählen hat schon fast therapeutische Züge. Jeder der zwölf Songs hat mindestens eine Textzeile, die man sich auf die Innenseite der Augenlider tätowieren sollte.

allschools.net

Jenseits von inflationär gebrauchten Begriffen wie „Hamburger Schule“, tocotronischen Jungs, Tics, nervtötendem Deutsch-Poprock und überdrehten Diskussionen über MIA.s Einstellung zum Nationalstaat, liefern die Kölner LOCAS IN LOVE mit ihrem Zweitwerk „Saurus“ ein Album ab, das diese stille Ausnahmeband zur vielleicht liebenswertesten Gruppe hierzulande, wenn nicht gar europaweit und überhaupt, macht.
Die 12 Songs strotzen nur so vor popmusikalischen Querverweisen, skurrilen Alltagsgeschichten und dem Mut die eigene Schwäche wie ein mächtiges Schild aus feinem, folkigem Indiepop vor sich herzutragen. Und immer wieder die charmant vorgetragenen Texte von Björn Sonnenberg ,ohne je in den Zwang mit Reimen zu jonglieren zu verfallen. Schon allein der Opener „Sachen“ über diese ganzen Alltagsdinge, die uns die Zeit für das Wesentliche rauben, ja mitunter das Wesentliche sind.
Und „Ich träumte von einem T-Shirt mit deinem Gesicht/Ich liebte dich“ (aus „Comandante“, das fast schon in Schlageruntiefen abdriftet, aber trotzdem unterhaltsam bleibt) ist wohl die verschrobenste Liebeserklärung, seit „Red Right Ankle“ der DECEMBERISTS. Immer wieder bekommt man diese Liebenswürdigkeit um die Ohren gehauen, sei es wenn es „Ich war es nicht, es war Mabuse, er benutzte mein Gehirn“ im Kinderchor gesungen wird (allein schon der Mut sich dieses eher als Kitsch verschrienen „Instruments“ zu bedienen verdient Respekt) oder die Körper der Liebenden im Kugelhagel „zerplatzen“. Und wenn das wunderschöne „Pink Moon“ des großartigen Nick Drake in „Rosa Mond“ zitiert wird, dann sind alle Ungereimtheiten sowieso vergessen.
Dass Malcolm Middleton (ARAB STRAP) bei „Honeymoon Is Over (If You Want)” ein Gitarrensolo einlegt und Peter Katis (INTERPOL) Produzent war sind dann wohl so was wie I-Tüpfelchen. Abseits von Hype und Co. macht sich hier eine Band auf, einfach nur wunderschöne Musik zu machen. Hoffentlich beständig, denn mit KARPATENHUND steht ein Zweitprojekt in den Startlöchern, das von der Fachpresse schon zur neuen deutschen Pophoffnung deklariert wird. Dabei ist sie schon hier.
(Dennis)(8 von 10)

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