1. Sachen
Schön von dir zu hören, was hast du so gemacht
das letzte mal ist ja bestimmt schon wieder Monate her.
Ich habe den Großteil der Zeit mit Sachen zugebracht,
es schien zwar immer viel zu sein, doch jetzt erinnere ich mich an nichts
mehr.
Aber du kennst das ja selber und weißt ja, wie du bist,
wie es sich anfühlt wenn man immer so beschäftigt ist
mit Verpflichtungen, Erledigungen, Unfreiwilligkeiten und Dingen
und den Fokus verliert. Wir können ein Lied davon singen.
Ich war kurz mal verreist, sonst fast immer hier.
Ich kann leider nicht immer so weg wie ich will.
Sonst alles ok und hast du schon gehört:
Martin kommt bald aus dem Gefängnis, das ging ja doch recht schnell.
Er will danach nach Berlin, vielleicht sollte ich das auch,
die Mieten sind so billig dort, ich müsste nicht so viel arbeiten
und für all die Projekte, die wir machen wollen
und es doch nie tun hätten wir dann vielleicht Zeit.
Wir wollen immer etwas machen.
Es kommt immer etwas dazwischen.
Wir stecken fest in einem Sumpf
aus Ablenkungen und Ausreden.
Aber schön von dir zu hören, wir sollten uns mal wieder treffen.
Ich will ja auch schon ewig deine neue Wohnung sehen.
Und immerhin könnt ihr beide noch miteinander sprechen,
das ist doch schon mal mehr als bei den meisten anderen.
Mit der Band läuft es ganz gut, wir kommen viel rum
und machen eine neue Platte, du kannst die Demos mal hören.
Sie kommt bald raus, komm doch bald mal vorbei,
komm doch bald mal vorbei.
2. Zum Beispiel Ein Unfall
Ich gebe es zu, ich habe diese Tür eingetreten.
Ich gebe zu, daß es nicht leichter wird.
Ich habe viel erwartet, es ist wenig passiert.
Ich gebe zu, ich habe diese Tür eingetreten.
Der Typ dort drüben hat sein Versprechen nicht gehalten,
unter uns: ihm wird etwas zustoßen, zum Beispiel ein Unfall
es wird alles schwieriger als ich erwartet hätte.
Ich gebe zu: ich habe diese Tür eingetreten.
Wenn man nicht bedrohlich wirkt, denken viele es sei Spaß,
wenn man sie bedroht, unter uns verrate ich dir, dass
ich es ernst meine. Und wer mich verletzte
wird es bereuen und bezahlen und wenn es das letzte
ist, was ich erledige, so lange ich draußen bin und deshalb,
ich gebe es zu, habe ich diese Tür eingetreten.
3. Comandante
Ich war dein größter Fan, du warst mein bester Freund,
es gab bestimmt kein zweites Team wie uns,
denn du warst so besonders, ich immerhin dabei,
du hast alles verstanden, ich habe es immerhin versucht.
Du hattest immer Ideen, z.B. in englishen Texten
das Wort 'pain' durch 'paint' zu ersetzen.
Bei Iron Maiden oder Nirvana oder Teenage Fanclub und woauchimmer
du hast Zusammenhänge verfremdet, du hast Bedeutung verändert.
Comandante Ché Guevara wusste immer weiter so wie du
und du gingst immer weiter so wie Comandante Ché Guevara.
Und ich liebte dich so wie Comandante Ché Guevara die Revolution
und ich liebte dich wie die Revolution.
Und träumte all die guten Träume und von einem T-Shirt mit deinem
Gesicht.
Ich liebte dich. Du wusstest immer weiter.
Du warst so interessant und so verdammt entschlossen,
so unglaublich hart und hast doch Tränen vergossen.
Denn dein Herz war so groß und deine Seele so schön
wie meine Mutlosigkeit so weit wie du zu gehen.
Wenn ich neben dir stand habe ich es leise geahnt,
daß die Revolution ihre Kinder frisst und mich sicher nicht vergisst.
Und wie der Rauch von Zigarren wurde ich verweht,
ich bin dein größter Fan und du der rote Stern, der über mir
steht.
4. Monkey
Es hört nicht auf, daß ich besessen bin obwohl alles lang
zurückliegt
und wir einen Weg gefunden haben. Ich kann mich nicht dagegen wehren.
Vor allem im Schlaf ist es ein echtes Problem, daß ich ständig
von Dingen träume,
die ich nie richtig zu Ende gebracht habe und von Fehlern, die ich gemacht
habe.
Ich habe eine lange Liste von Leuten, mit denen ich etwas klarzustellen hätte,
von Aussprachen, für die es jetzt zu spät ist, von Witzen, die mir
zu spät eingefallen sind,
von Malen, wo ich besser meinen Mund gehalten hätte.
Und sie wird immer länger und ich kann nichts vergessen und bin furchtbar
besessen.
Ich will immer zurück an andere Orte,
immer in einem besser Licht erscheinen, anders dastehen
und mich von nichts trennen, ich kann mich von nichts trennen, das ist mein
Problem.
Denn so bleibe ich für immer besessen von allem, was ich herumtrage.
5. Honeymoon Is Over (If You Want)
Ich habe alles vergessen und wenn mir manchmal trotzdem etwas einfällt
schlage ich mir mit der Faust an den Kopf,
damit die Stimmen verschwinden und die Bilder zerspringen.
Wenn ich meine Geschichte nicht ändern kann,
kann ich sie zumindest zerstören.
Denn die Show muß gar nicht weitergehen,
wir können einfach aufhören.
Wenn wir ehrlich sind: für uns ist es schon zu spät,
um jung zu sterben und Legenden zu werden.
Wir sind nur ganz kleine Sterne
und wir sind gerade dabei zu verglühen.
Du musst nicht länger so tun
als wäre dieser Weg deiner.
Du kannst stehen bleiben, dich umdrehen und zurückgehen,
denn irgendwas ist verloren und einfach weg.
Ich habe alles vergessen. Und wenn ich rauskriegen will, wem ich vertrauen
kann,
laufe ich dahin, wo Schüsse fallen und außer dir warf sich noch
niemand vor mich
um die Kugel zu fangen. Ich mag dein Gesicht.
Ich mag deine Handschrift und wie deine Haare riechen.
Letztlich behaupte ich bloß, ich hätte alles vergessen.
Ich erkenne dich wieder, ich mag deine Handschrift.
Ich würde dich Kugel für dich fangen.
6. Saurus
Als das mit uns anfing glaubten die meisten,
das was wir haben würde nie reichen
und eher heute als morgen wäre alles vorbei,
aber wir wollten auf die andere Seite.
Wir haben immer gewusst, daß es einen Ort gibt,
an den wir es irgendwie schaffen müssen.
Jeder braucht eine Sache, die ihn treibt:
wir wollten es auf die andere Seite schaffen.
Wir hatten schlechte Zeiten, wir haben gezweifelt,
haben gezögert und gedreht und sind doch nie umgekehrt.
Und so wie es anfing, ging es weiter
denn wir wollten auf die andere Seite.
Wenn es hart auf hart kommt und sie uns umstellen
schießen wir uns den Weg frei und sind hoffentlich schnell.
Wenn es doch nicht reicht halten wir uns ein letztes mal ganz fest
wenn der Kugelhagel unsere schönen Körper zerplatzen lässt.
Und unsere schönen Gesichter lächeln friedlich und ganz weise:
wir begannen sie zusammen und so beenden wir die Reise
und unsere Liebe und was wir hatten ist größer als Leere und Weite.
Alles Gute und viele Grüße von der anderen Seite.
7. To Get Things Straight
Eine ganze Welt hinter sich lassen und alles mitnehmen, was man weiß.
Wenn das ginge hätte man eine Menge erreicht.
Die Tage vergehen so langsam und die Jahre so schnell
und wenn ich heute alt bin, bin ich morgen älter.
Und meine Worte kommen mir dumm vor, denn ich bin müde und erschöpft
und sollte nicht schreiben sondern ins Bett,
um aufzuwachen und zu sehen, daß meine Worte vielleicht dumm sind
und einen weiteren Tag versuchen to get things straight.
8. Mabuse
Ich weiß nicht, was wirklich passiert ist
und was davon ich mir nur vorgestellt habe.
Aber wenn es so war, wie es jetzt aussieht,
vertraue ich dir an, was ich ihnen sage:
Tür eingetreten und Fenster eingeschmissen,
Fingerabdruck am Messer, Blutspur am Kissen,
12 Fernsehen im Kofferraum, will nichts davon wissen.
Es war dieser verdammte Martin. Er hat mich reingerissen.
Den Bankier bedroht, den Politiker entführt,
Polizist ko geschlagen, er hat kaum etwas gespürt.
Mit meiner Handschrift die Forderung geschrieben:
dieses verdammte Deutschland hat mich dazu gerieben.
Es gibt keine Gründe, keine Liebe, Rache, Gier,
keine Ziele und Agenda, es ist einfach passiert.
Angeblich gibt es Beweise und man will etwas hören,
aber ich war es nicht. Es war Mabuse. Er benutzte mein Gehirn.
9. High Pain Drifter
Beiße meine Zähne zusammen bis sich die Kiefer verkeilen
und anfangen zu beben vor Konzentration.
Der Stuhl ist unbequem, weiß nicht wohin mit meinen Beinen,
sehe den Boden und meine Hände an, nur nicht nach vorn.
Ich verkrampfe mich immer fester und blicke so starr,
daß meine Augenbrauen wehtun.
In 20 Minuten werde ich Muskelkater haben.
Wir sitzen zwischen deinen Geschwistern und warten einfach nur ab,
platzen bald weil wir so leer sind und vermeiden Blickkontakt.
Ich sehe mir manche von den Leuten an und warte, was sie tun
und frage mich ob sie glauben, was sie hören.
Ich nehme die Hand deiner Schwester und traue mich nicht zu fragen,
wie sie glaubt, daß es weitergeht in 3, 4 5 Tagen.
Ob sie auch denkt, daß nichts für immer ist und nichts je vorbei.
Du ziehst die Sonnenbrille auf, niemand soll sehen, daß du weinst.
Ich will mit niemandem reden, ich bin einfach nur hier,
habe Muskelkater und bin noch immer konzentriert
und warte ab bis wir nach hause gehen, dann ist es vorbei.
Wir fragen uns ob wir etwas machen aus der Zeit, die uns bleibt.
Wir fahren nach hause, sind ausgebrannt, die Sonne ist da.
Ungefähr so ist meine Erinnerung an diesen Tag.
10. (How I Wrote) I Get Lonesome
Auf der Spur neben mir bleibt wer stehen und sieht mich an.
So vergehen ein paar Tage und später geht es weiter,
immer wieder zu dir.
Und würde ich mich nicht immer wieder daran erinnern,
mich nicht zu erinnern,
wäre ich sicher schon verrückt.
Drüben an den Bäumen hängen Vögel wie festgefroren.
Ich sitze hier seit Tagen und sehe sie mir an
und drehe mich zentimeterweise immer weiter von dir fort.
In der Wohnung gegenüber in der Küche sitzt eine alte Frau.
Der Löffel in der Tasse ist so starr wie der Blick zu mir in meine Wohnung
in der ich dich seit Tagen nur wie durch Watte reden hören.
11. Egal Wie Weit
Es ist fünf Uhr morgens aber ich war schon lange nicht mehr früh
im Bett
und du gehst meistens sogar noch später schlafen.
Bis vor fünf Minuten waren wir in deiner alten Stadt:
Marktplatz, Rathaus, Kneipen, Läden, Park und Hafen.
Da drüben ist Martin 1997 hingefallen;
wenn man genau hinsieht, sieht man noch eine Narbe an seinem Kinn.
Und 1998 war Lisa noch die schönste von allen
und hat da hinten links deine Liebe abgelehnt.
Und jetzt sind wir beide im Haus deiner Eltern.
es riecht ein kleines bisschen so wie bei dir.
Alles was an dich erinnert ist woran du dich nicht gerne erinnerst.
Egal wie weit du weggehst, es ist doch immer hier.
Wenn du zurückkommst und wieder gehst und wieder kommst ins Haus deiner
Eltern.
Die meisten Freunde sind schon lange fort, genau wie du.
Die meisten Erinnerungen kleben noch immer in den Häusern und der ganzen
Altstadt,
die im Morgengrauen wirklich schön aussieht
und für dich ein Haufen Scherben ist, der sich durch deine Geschichte
zieht.
Du hast nie angefangen, deine alte Stadt zu hassen
und sie nicht wie ich in Gedanken zu Staub zerfallen lassen
und alles zerstört, was Vergangenheit ist,
weil du glaubst, daß deine Geschichte ein Teil von dir ist.
Daß du jedes Jahr vor Weihnachten an Selbstmord denkst
und all die Vorwürfe, die du noch zu machen hättest,
daß dein kolossales Scheitern letztlich hier anfing,
wirst du niemals verraten, nicht einmal um dich selbst zu retten.
Und wir tun so als wäre das hier kein besonderer Ort
doch wenn du noch vor deinen Eltern stirbst begraben sie dich dort,
aber so und so wird keiner wissen, was mit dir nicht stimmt
und sie werden sich vermissen.
Und ich werde dafür sorgen, daß in der Altstadt eine Straße
nach dir benannt wird.
Und das ist für heute alles. Laß uns sehen, daß wir ins Bett
kommen
im Haus deiner Eltern.
Es riecht ein kleines bisschen so wie bei dir.
Alles was an dich erinnert ist woran du dich nicht gerne erinnerst.
Egal wie weit du weggehst, es wartet für immer hier.
Wenn du zurückkommst und wieder gehst und wieder kommst ins Haus deiner
Eltern.
Wenn du zurückkommst und wieder gehst und wieder kommst und wieder gehst.
(Egal wie weit du weggehst, es ist doch immer hier.)
12. Rosa Mond
Ich habe einen Rosa Mond gesehen
und Sterne wie Buchstaben an der Decke.
Wie Augen, die aus einem Bild heraussehen;
nur gemalt um mich zu erschrecken.
Ich habe zehn Jahre gewartet.
Vor zehn Jahren hätte ich nicht gedacht, daß es zehn Jahre werden.
Vor zehn Jahren stand die ganze Welt offen
und hat sich in zehn Jahren langsam geschlossen.
Langsam beginne ich zu verstehen,
daß ich am Ende des Tages hinnehmen muß,
wer ich bin, wo ich herkomme und daß ich nicht fliehen kann.
Ich habe einen Rosa Mond gesehen.
Ich habe fast alles gesagt, für was ich Worte fand.
Mehr als ich anfangs dachte, mehr als es vielen schien.
Es scheint mir nicht genug: ich habe nichts in der Hand.
Ich habe einen Rosa Mond gesehen.
Ich habe zehn Jahre gewartet
und kann nicht erklären, wo die Zeit abgeblieben ist.
Ich schreibe mein Leben tabellarisch in Listen,
um vorherzusehen, was mich nun erwartet.
Langsam beginne ich einzusehen:
es ist sinnlos, sich zu verstecken.
Es wird mich finden selbst in der hintersten Ecke.
Ich habe den Rosa Mond gesehen.
Ich habe den Rosa Mond gesehen.
Ich habe den Rosa Mond gesehen.