THE DOWNLOAD REISSUE SERIES
   
1) Rio Veneno Im Original erschienen im November 2001 mit der Katalognummer wuwton 005 auf Wald & Wiesen Tonträger
 
  Tracklist:

1. Waves Of Fear (Lou Reed)
Björn: Schlagzeug, Gitarre, Slidegitarre , Gesang
Stefanie: Baßgitarre


2. Stefanie Sagt
Björn: Schlagzeug, Gitarre, Slidegitarre, Gesang
Stefanie: Baßgitarre


3. Jemand hat mir gesagt
Björn: Schlagzeug, Gitarre, Melodika, Gesang
Stefanie: Baßgitarre


4. Tumbleweed
Björn: Schlagzeug, Gitarre, Slidegitarre , Gesang
Stefanie: Baßgitarre


5. Wouldn't It Be Nice (Brian Wilson, Tony Asher & Mike Love)
Björn: Schlagzeug, Gitarre, Gesang
Stefanie: Baßgitarre, Gesang


6. Ich Seh Dir Beim Schlafen Zu
Björn: Schlagzeug, Gitarre, Melodika, Gesang
Stefanie: Baßgitarre


7. I'm Looking Through You (John Lennon & Paul McCartney)
Björn: Schlagzeug, Gitarre, Piano, Gesang
Stefanie: Baßgitarre, Gesang

Downloads:


Musik als .zip File
Artwork als .zip File
 
Anleitung:
.zip Dateien laden, danach die Musik entpacken und auf eine CD brennen. Das Artwork kommt in Form von drei .pdf-Dateien, bei denen die Innen- und Außenseite des Booklets einzeln auf Din A4 ausgedruckt, dann ausgeschnitten und aufeinander geklebt werden müssen.
     
 
Alles was wir hier anbieten ist natürlich völlig kostenfrei, wir würden uns aber freuen, wenn ihr Lust hättet, uns als Dank etwas zu schenken.
   
Bonusmaterial:    

1) Linernotes von Björn
2) Linernotes von Niklas
3) Stefanie Sagt (Pop You 2 Version)
4) Stefanie Sagt (2005)

   
     
Linernotes von Björn
Poison River

Ich habe kurz mit dem Gedanken gespielt, für diesen Anlaß einen Text zu schreiben, der sich in der Tradition von Linernotes bewegt, wie man sie aus Beach Boys-Reissues kennt – oder vergleichbaren Klassikern der Popgeschichte. Diese majestätische Art von Rückblick, in dem irgendwelche Beteiligten davon sprechen, daß sie damals bereits gespürt haben, an etwas ganz Speziellem zu arbeiten und dann wurde daraus Pet Sounds. Oder Sgt. Pepper. Oder andere Idee: ein ähnlicher Rückblick, der aber mehr so funktioniert, daß man sich erinnert, wie man damals einfach so vor sich hin werkelte, mehr für sich selber und dann... kam am Ende Born To Run raus oder Rocket To Russia.
In beiden Ansätzen steckt ein bisschen Wahrheit und beide fallen spätestens dann auf die Nase, wenn man sich erinnert, daß 'Río Veneno' höchstens in einer playmobilgroßen Welt ein solcher Klassiker ist. In unserer eigenen nämlich. Stefanie und ich hatten beschlossen, eine Band zu machen, einen Namen dafür und eine Vorstellung, wie wir klingen wollen. Unsere Aufnahmen waren etwas, was wir nicht mit dem Hintergedanken machten, daß eine Veröffentlichung dabei herauskommt, sondern des Aufnehmens und Musizierens wegen. Wir waren Mitte August 2001 nach Köln gezogen und Anfang September musste Stefanie für ca. 10 Tage nach Valladolid in Spanien; ich saß alleine in unserer neuen Wohnung und hatte im Internet irgendwie Daniel Decker kennengelernt, einen goldigen kleinen Kerl, gerade frisch aus der Schule, der eine halbe Stunde von Köln entfernt im Keller seiner Eltern wohnte und dort ähnliche Träume von einem Leben mit Musik träumte wie wir. Deshalb hatte er ein paar Instrumente in seinem Keller stehen und bot mir an, sein Schlagzeug für Aufnahmen zu benutzen. Mit dem 8-Spur-Kassettenrekorder im Rucksack, drei oder vier Billigmikrofonen und zwei Kassetten besuchte ich ihn in diesen Tagen und trommelte 20 oder mehr Stücke ein, die in meinem Kopf liefen und zu denen ich dann spielte. Das erklärt erstens die hohe Dichte von Coverversionen, da ich immer wieder dachte 'wenn ich gerade schon dabei bin, kann ich auch gleich 'Nowhere Man' spielen. 1-2-3-4', zweitens aber die Fehler hier und da: die Lieder waren gar nicht wirklich fertiggeschrieben und ich gar nicht wirklich Schlagzeuger.

Kurz darauf verfolgten wir dann den 11. September im Fernsehen, Stefanie kam ein paar Tage vor dem eigentlichen Ende ihres Aufenthalts aus Spanien zurück, weil wir Konzertkarten für die Eels und die Residents hatten und in den nächsten Wochen stellten wir die Aufnahmen fertig. Bei manchen Stücken zeichnete sich ab, daß sie ganz gut würden, die stellten wir dann als erstes fertig. Viele andere (ich erinnere mich gerade nur an 'I'm only sleeping' von den Beatles) gruben wir erst deutlich später aus. Das einzig existierende Tape dieser fertigen restlichen Mixe ist im Besitz von Stefanies Mutter.

Unser beschränktes Equipment, mit dem wir alle Aufnahmen machten waren die klassische Höfner-Gitarre meines Vaters, mit der ich zwischen 1996 und ca. 2001 exakt JEDEN meiner Songs schrieb, meine Epiphone Firebird als E-Gitarre, die ich 1997 unter dem Eindruck von Blumfelds Verstärker-Video in San Francisco gekauft hatte, der Ibanez Roadster meiner Schwester, den sie zu Dackelzeiten gespielt hatte, ein winziger Marshall Valvestate-Verstärker (die 20 Watt-Version), der zum Aufnehmen aber ideal war, da er einen Line Out hat, mit dem man direkt ins 8-Spur-Gerät gehen konnte und der stummgeschaltet war, wenn ein Kabel im Kopfhörerausgang steckte. Das Haus war sehr hellhörig und über uns wohnten Leute, die unsere Post stahlen und sich nachts gelegentlich schreiend verdroschen, aber mit dem Besen klopften oder die diebischen Bengel schickten, wenn Geräusche wie Musik ihre vermutlich katerbedingten Kopfschmerzen störten oder sie Zigaretten bei uns kaufen wollten. Mit dem kleinen Marshall konnte ich also geräuschfrei E-Gitarren aufnehmen. Und dann gab es noch das Clavinova, ein grauenhaft frühe-90er-künstlich klingendes E-Piano, eine Melodika und ein weiteres Billigmikrofon, in das wir sangen.
Das Abmischen ging damals so, daß ich den 8-Spur-Rekorder an unsere Uraltstereoanlage anschloß und mit einem Billigkopfhörer die Ergebnisse abhörte. Wenn wir wollten, daß eine Stimme wie durchs Telefon klingt, mussten wir sie durch den Gitarrenverstärker leicht verzerrt aufnehmen, da die einzige Möglichkeit der Nachbearbeitung das Verändern von Höhen, Mitten und Baßfrequenzen war.

Die fertigen Stücke in ihrer Reihenfolge gab ich wiederum Daniel auf einem Tape. Vom Mythos CD-Brennen war ich noch mindestens ein Jahr entfernt, von der Möglichkeit, Musikdateien aus etwas zu erstellen, was nicht auf CD ist bin ich es noch heute. Deshalb kümmerte sich Daniel um das Digitalisieren und Brennen, um eine Spindel mit unbeschrifteten CD-Rohlingen (besser geeignet, um sie später ohne daß sich ein Logo durchdrückt, mit roter Farbe zu besprühen) sein Freund und Pawnshop Orchestra-Kollege Uwe.
Das Coverartwork erstellten wir mit linkischen Mausklicks in Corel Draw, die Bilder finde ich nach wie vor wunderschön, die Computerarbeit hingegen ist ähnlich umgesetzt wie das Schlagzeugspiel: man sieht Schnitte, wo man keine sehen sollte, wo das Bild aber zu groß für den Scanner war usw. Das Ölgemälde aus dem Innencover hing bis zu unserem Auszug im Herbst 2005 über der Wohnzimmertür der besagten Wohnung, die Seepferdchen wurden eine Art Markenzeichen (Teil unserer corporate identity, wie die Profis sagen) und entwickelten ein kleines Eigenleben, z.B. als Buttonmotiv oder tauchten immer wieder im Internet als 'Profilfoto' auf. Ebenfalls in der Innenseite ist der Text des Stücks Trema De Pototo von Almendra, einer argentinischen Band aus den späten 60ern, womit ich ein Rätsel auflöse, nach dem seltsamerweise nie jemand gefragt hat. Ein weiteres ist, warum auf dem Bandportrait Teddy auftaucht, obwohl er nicht bei den Aufnahmen mitgewirkt hat, aber da er im Oktober mit uns auf Tour ging, die nächsten beiden EPs eintrommelte und bis Sommer 2002 immer mal wieder live mit uns spielte, schien es angemessen, ihn als Bandmitglied zu behandeln.

Und so war aus etwas Homerecording Río Veneno entstanden. Im November, ganz kurz nach dem Wohnzimmerkonzert, das zum ersten Mal die Wege von uns und Niklas kreuzen ließ (und vielen anderen, die irgendwann Teil unserer Geschichte wurden) waren die CDs endlich fertig und wir konnten sie verteilen.

Río Veneno war nur als flüchtiges Ding gedacht, etwas, was man heute bei myspace einstellen würde, um es Freunden zu zeigen. Trotzdem haben wir immer und immer wieder neue gebastelt und verkauft, viele hundert (was sich bei einem komplett selbstgebastelten Tonträger ausnimmt wie die Dimensionen, für die man goldene Schallplatten verliehen bekommt). Wir hoffen sehr, daß nicht nur Vollständigkeitswahn und Sammelleidenschaft die Gründe waren, warum wir um immer neue Neuauflagen von Río Veneno gebeten wurden, sondern daß auch für ein paar Leute außer Stefanie und mir die sieben Songs etwas besonderes wurden; diese sieben Songs, das Artwork, die ganze Arbeitsweise waren etwas, was bis heute die Richtung vorgegeben hat, in die wir uns bewegen, was uns mit Niklas zusammenbrachte und was mit Stefanie Sagt einen der Songs abwarf, die bis heute auf eigentlich jedem Konzert von irgendjemandem im Publikum verlangt werden.
Wir empfehlen, nicht nur die Songs herunterzuladen und in der angedachten Reihenfolge auf CD zu brennen, sondern auch tatsächlich das Artwork, einen schönen Farbausdruck davon zu machen und in eine Hülle zu stecken. Dann ist es fast so, als wärt Ihr alle unter den ersten Leuten gewesen, für die wir damals diese CD gemacht haben. Viel Spaß.

Björn, September 2007
   
       
Linernotes von Niklas

Rio Veneno ist die einzige Veröffentlichung, über die ich, da ich zu dem Zeitpunkt noch nicht in der Band war, ganz unbeschämt als Fan schreiben kann. Vielleicht ist es also so, daß ich diese EP so sehr mag, weil sie zu hören ein wenig ist, als könne man einmal die eigene Band aus dem Publikum erleben. Aber ich glaube nicht, daß das der Grund ist. Es muss eigentlich daran liegen, wie diese Stücke die Gratwanderung zwischen zärtlicher Schönheit und besessenem Wahn gehen und dabei immer wieder klingen, als säßen ein paar Freunde direkt neben Dir um sie zu spielen. Denn so hab ich sie schließlich gleich gehört und besonders gefiel mir das sofort beim ersten Stück. Wo man Waves Of Fear bei Lou Reed noch als donnernde Rockstar-Äußerung lesen kann, sorgt die Intimität von Rio Veneno dafür, daß das Stück nachgerade bedrohlich nah klingt, die Angst um die es da geht wohnt nicht irgendwo in New York sondern hier, bei den Hörern in den Wohnzimmern. Daß sie am Ende mit süßlich singenden Hawaii-Gitarren unterwegs ist macht die Sache noch erstaunlicher: Als seien die Wellen der Angst welche, die man einfach so surfen könnte.
Der meiner Meinung nach am meisten unterschätzte Song (eine Einschätzung, die darauf beruht, daß wir es nie live gespielt haben und es keine großangelegten Fan-Petitionen gibt, diesen Umstand zu ändern) auf Rio Veneno ist ‚Ich Seh Dir Beim Schlafen Zu’. Es folgt direkt auf die Coverversion von ‚Wouldn’t It Be Nice’, und wenig könnte besser passen. Wo das Beach Boys Stück von der Sehnsucht nach Nähe handelt, geht es hier um die Angst, daß sie einem entgleiten könnte. Das Ende des Stückes, mit der Melodika in der ein ganzes Streichorchester (oder wenigstens ein astreines Schifferklavier) versteckt zu sein scheint und den beiden sich umschlingenden Stimmen und der aufgebrachten Rhythmik klingt erhabener als man innerhalb der Einschränkungen der Homerecording-Ästhetik für möglich halten würde.
Damit will ich nicht sagen, daß diese Ästhetik die Musik in Ketten lege, die gesprengt werden müssten. Ganz im Gegenteil: Mittlerweile haben wir Stefanie Sagt recht oft auf Konzerten gespielt, es gibt mindestens eine Neuaufnahme des Stückes – aber so sehr ich glaube, daß wir in den letzten Jahren eine ganz andere, viel souveränere Band geworden sind als es jene war, die Rio Veneno aufnahm, so sehr bin ich der Überzeugung, daß diese Aufnahmen mehr sind als Skizzen, für eine mögliche Bandidee. Sie klingen für mich nach dem Gefühl, die erste eigene Wohnung zu haben, nicht so richtig perfekt eingerichtet aber doch ein eigener Ort der immer eine spezielle Bedeutung haben wird, die Flecken an der Decke, die zusammengeklaubten Möbel und der viel zu kleine Kühlschrank Details, die später in den Erinnerungen nach wie vor nicht nach Einschränkung sondern nach Freiheit schmecken.
So oder so ähnlich dachte ich über diese Musik, als ich sie einfach als Fan hörte. So oder so ähnlich dachte ich, als ich versuchte, rauszukriegen, wie man die Slide-G(u)itarre bei Stefanie Sagt spielt und wie die Akkordfolge von Tumbleweed geht. So oder so ähnlich denke ich auch heute, einen Haufen Veröffentlichungen später.

Niklas, September 2007

   
       

Bonustracks

 

 

 

 


Stefanie Sagt in einer späteren Version aus den Aufnahmen zu A Robot Can Make A Hole In The Ground, ursprünglich erschienen im Jahr 2002 auf dem Sampler Pop You 2 (For Those About To Pop) - In dieser Sammlung eher aus historischen Gründen und der Vollständigkeit halber enthalten - die Version auf Río Veneno ist Alles in allem deutlich runder und gelungener.

Die Besetzung bei dieser Aufnahme:
Björn: Schlagzeug, Gitarre, Gesang
Stefanie: Baßgitarre

Niklas: Gitarre, Slideguitarre

Stefanie Sagt in einer lange vergessenen Aufnahme aus dem Februar 2005. Der Großteil der Spuren stammt aus den ersten Live-Sessions zu den Aufnahmen, die später Saurus hervorbringen sollten - auf dem Album selbst wurde allerdings keine dieser Aufnahmen benutzt. Die Besetzung bei dieser (wie wir finden) ganz gelungenen und von Tobias Deitmer betreuten Aufnahme ist:

Björn: Gitarre, Gesang
Mauri: Schlagzeug
Niklas: Slidegitarre
Stefanie: Baßgitarre, Rhodes