What matters is the poultry!
Making a new album, Studiotagebuch 2006
(Einträge: oben alt, unten neu)
(19.7.2005)
Ein bißchen ohne es selber zu merken haben wir gestern begonnen, unser neues Album zu machen. Wir sind in den alten EMI-Studios im Maarweg in Köln, der Engineer heißt Sascha, kurz hat ein Arne vorbeigeschaut, der auch schon im Februar kurz dabei war und dann natürlich Daniel von Subterfuge (deren neues Album toll ist, bitte kauft es), den wir als Schlagzeugcoach und feines Ohr dazugebeten hatten und der nach wenigen Minuten schon unentbehrlich geworden war.
Wir haben 10 Songs, zu denen wir das Schlagzeug bis nächsten Montag aufnehmen wollen und die ersten drei stehen in ihren Grundfesten. Danach ziehen wir runter in unseren Proberaum und nehmen alleine weiter auf. Ungefähr im September wollen wir ein zweites mal ins Studio gehen, die ganze Prozedur wiederholt sich dann (natürlich mit anderen Songs) und bis Oktober sollen die Aufnahmen abgeschlossen sein. Dann eben abmischen, überlegen wie es weitergeht. Alles andere ab dann ist Zukunftsmusik (hihi), wann immer wir was neues wissen oder beschließen schreiben wir es hier auf.
Diese Songs nehmen wir auf (AT=Arbeitstitel, meistens denken wir uns die Titel in letzter Sekunde aus): Telefonsong (AT), Radio Edit, Happy End (AT), Wir fangen von vorne an, (How I Wrote) I Get Lonseome, Monkey (AT), Comandante, Haus deiner Eltern (AT), Manchmal/Work To Make It Work (AT, Anmerkung: aus diesem Song wurde mit neuem Text Avoid Karmic Desaster), To Get Things straight.
Wir haben bis auf einen übrigens alle dieser Songs bereits auf irgendwelchen Konzerten der letzten Wochen und Monate gespielt.
(...)
(21.7.2005)
Hallo. Ein Report aus dem Studio. Mauri und Sascha richten etwas an den Schlagzeugspuren und wirken zufrieden und unverbraucht. Während ich diese Zeilen schreibe, flezen sich im Aufenthaltsraum dieses Studio(komplexe)s Alexander von Deutschland sucht den Superstar, der extrem braungebrannt, makellos und gesund wirkt (und irgendwie interessant robotig) - da werden kaputte, kränkliche Typen mit schlechten Figuren wie wir es alle sind, schnell neidisch - und Sandy von den No Angels, deren unangenehmer Accesoire-Kleinsthund immer mal wieder mit einem Schaschlikspieß im Maul an unseren Beinen vorbeirennt. Scheinbar wollen die hier alle ihre angeschlagenen Karrieren reparieren. Es ist jedenfalls eine gute Sache, daß wir nicht die ganze Platte hier oben machen und jeden Tag von irgendwem mit einem überdrehten: eeeeey Karr-peyden-haund! begrüßt werden (die meisten Parteien aus diesen Zusammenhängen wissen nicht, daß wir eigentlich die Locas In Love sind und nur Hired Guns bei Karpatenhund). Das nur als kurze Notiz, was man alles erlebt, wenn man einfach nur ein paar Tage Schlagzeug aufnimmt in einem Großstudio. Wir empfehlen es nur bedingt. Die Laune ist aber generell gut. Morgen ist frei, weil wir so schnell gearbeitet haben und Montag machen wir die zwei schwierigsten Stücke zusammen mit Daniel fertig. Bis später, Björn
(28.7.2005)
Guten Morgen, hier spricht Björn, ich melde mich erneut mit einem kurzen Newsflash. Mittlerweile sind wir in unseren frisch auf- und umgeräumten Proberaum umgezogen und können schalten und walten, wie es uns in den Sinn kommt. Wir haben uns teure Mikrofone und Vorverstärker geliehen, das ist eigentlich noch besser als ins Studio zu gehen. Niklas und ich überbieten uns jeden abend mit Müdigkeit, bisher habe ich die Nase vorn, denn als wir vorgestern mit den Baßaufnahmen begannen, bin ich für über zwei Stunden eingeschlafen, während Niklas und Stefanie mit Jens aufnahmen. Vermutlich werden wir noch heute mit der Gitarrenarbeit beginnen können. Wir bekommen selten frische Luft und essen vornehmlich mundgerechte Happen von Brot oder Keksen. Gestern gab es übrigens ein spektakuläres Gewitter, unsere Kellerfenster gaben manchmal kurz blaues Lichtzucken in den Raum, so daß wir uns vorstellen konnten, wir seien der Hinterraum einer angesagten Diskothek und machen die Sounds, zu denen die aufgekratzten jungen Leuten dann tanzen.
(11.8.2005)
Hallo. Schon wieder zwei Wochen vorbei. Wir tun nicht viel außer unsere Aufnahmen weiterzutreiben und sind zufrieden mit fast allem, was wir tun. Die ersten schweren Krisen sind im Sack, nicht jede Idee und Methode, die wir uns ausdenken funktioniert sofort und wir stoßen gelegentlich an Grenzen wie die unserer eigenen Leistungsfäigkeit, Belastbarkeit oder unseres Könnens an sich. Zwischendrin müssen wir immer mal wieder geliehenes Equipment zurückgeben, weil oben im Studio BAP damit arbeiten wollen. Aber wenn wir lange genug warten, probieren und machen, kommt am Ende immer was Spannendes dabei heraus. Ein tatsächliches Ende ist nicht abzusehen, es geht einfach weiter und weiter und wenn wir am Tag in unseren Jobs festsitzen, treffen wir uns abends und schlagen uns die Nacht um die Ohren. Es ist nicht ausgeschlossen, daß wir uns verändern werden durch diese Platte. Optisch könnten wir uns Kartoffel annähern wegen des Kellerdaseins, im Umgang mit anderen Menschen werden wir noch ungeschickter werden. Wir werden uns irgendwann nur noch im Proberaum aufhalten und immer weiter irgendwas aufnehmen. Freuen uns schon drauf.
(16.9.2005)
Wie schnell dieser Sommer verstrichen war merken wir unter anderem an dem letzten Neuigkeiteneintrag, den wir vor ein paar Tagen gemacht haben und der trotzdem schon einen Monat alt ist. Wir sitzen im Keller und nehmen auf, Mauri ist in den letzten Zügen seines Umzugs, keiner von uns war auch nur kurz verreist. Wir haben sehr viel Zeit verloren, weil wir mit einem defekten Mikrofon (Neumann U87, das Beste überhaupt) gearbeitet haben, das uns oft stundenlang etwas machen und versuchen ließ, um dann doch alle Arbeit auf einmal Schrott sein zu lassen und am nächsten Tag wieder normal zu gehen. Unzuverlässigkeit ist die schlechteste Eigenschaft bei Menschen und technischen Geräten. Bitte rudern Sie, liebe Leserinnen und Leser, diesen stream of consciousness mit uns hinab.
Wir haben zu Beginn der Aufnahmen etwas voreilig schon für eine EP im Herbst geplant, wollen uns nun aber doch mehr Zeit lassen, bis wir etwas veröffentlichen.
Unsere Touren für den Rest des Jahres kommen nicht recht in Gang, unser Agent vermeldet leider selten neue Termine. Bzw. eigentlich bis jetzt überhaupt keine. Daher stehen auch keine auf der Seite. Hoffen wir mal, daß wir trotzdem noch ein, zwei mal auftauchen in eurer Nähe dieses Jahr.
Stefanies Homepage ist jetzt endlich mal mehr geworden als der Platzhalter, der da die letzten Monate stand. Einen Besuch legen wir ausdrücklich ans Herz: www.stefanieschrank.com. Bis bald.
(1.12.2005)
Wir sind wieder hier und es war mal wieder sehr schön, vielen Dank an alle, die da waren und alle Beteiligten. Das Tourtagebuch wird sicher noch diese Woche fertig und aktualisiert (und dieser Vorgang dann hier bei den Neuigkeiten vermerkt). Dann müssen wir mal mitteilen, daß wir erstmal nicht mehr live spielen und die nächsten Konzerte absagen. Das ist für uns das allererste Mal, daß wir das tun, aber wir sind gerade kurz davor, uns zu verzetteln. Stefanie und Björn ziehen gerade um und Björn hat eine Prüfungsphase an der Uni vorzubereiten, Benni versucht ebenfalls, ein paar Privat- und Unisachen fertigzustellen und dann ist da auch noch immer unsere Platte. Auf der Tour haben wir nahezu nur neue Stücke gespielt und dabei endgültig festgestellt, daß wir erstens mittlerweile an einem ganz anderen Ort sind als noch zu der Zeit, die 'What matters is the poem' dokumentiert; deshalb ist es für den Moment nicht mehr richtig sinnvoll für uns, nur mit What matters im Gepäck auf Tour zu gehen. Außerdem wurde uns klar, wie wichtig und entscheidend diese nächste Platte jetzt ist und daß wir diesmal nicht wollen, daß das Ergebnis nur zu 90% so ist wie wir wollen, weil wir wieder zu hektisch, schnellschnell und zerrissen arbeiten, nur um fertig zu werden und weil dauernd alle fragen, wann es denn so weit ist. Prioritäten sind jetzt: Platte machen - richtig machen, Leben & Alltag bewältigen und dann erst wieder ausgedehnter auf Tour gehen. Sonst ist das, was wir am liebsten machen, nämlich live spielen, hektisch und freudlos und das darf und wird nicht und niemals passieren. So müssen wir uns sehr entschuldigen bei allen, die gerne nach Ludwigsburg, Landau, Rosenheim oder München gekommen wären, um uns zu sehen. Wir hoffen, wir sehen uns bei anderer bzw. der nächsten Gelegenheit demnächst.
(2.1.2006)
Schon wieder ein neues Jahr. Wir haben 2005 zum ersten Mal keine neue Veröffentlichung gehabt, dafür so viel gespielt wie nie zuvor. Mehr Rückblick braucht es nicht. Die letzten Tage haben sich Stefanie, Niklas und Björn im Studio eingeschlossen und wie besessen aufgenommen, an Silvester dann um 24 Uhr zwei Minuten Pause gemacht, um anzustoßen und Gitarren zu stimmen. Das im Sommer begonnene neue Album sieht jetzt so aus (AT=vorläufiger Arbeitstitel): fertig: Telefonsong (AT), To get things straight, Wir fangen von vorne an, Aufstieg und Fall der schichterprobten Nachtjacken; fast fertig: Haus deiner Eltern (AT), Avoid Karmic Desaster, (How I Wrote) I get lonesome; unfertig (zum Teil noch nicht alles dafür aufgenommen, zum Teil verworfen und muß nochmal neu aufgerollt werden): Comandante, Monkey, Happy End (AT), Radio Edit, diese Tür (AT), der unsichtbare Songwriter (AT), High Pain Drifter (AT).
(27.1.2006)
(...) Ab morgen früh arbeiten wir noch mal kurz im Studio. Unser Album ist eigentlich halb fertig oder sogar zu einem größeren Teil, deshalb haben wir beschlossen, jetzt doch bereit zu sein, etwas zu veröffentlichen. Im April oder Mai erscheint deshalb bei Sitzer Records eine neue Single von uns. Darauf sind vier Stücke, von denen wir drei bereits auf der letzten Tour vorgestellt haben und die gelegentlich (in Gästebüchern oder bei und nach Konzerten und so weiter) zur Veröffentlichung eingefordert werden. Jeder singt ein Stück bis auf Mauri, Björn dafür zwei. Wenn das Wochenende die Ergebnisse bringt, die wir uns erhoffen und vornehmen, wird es eine sehr gute Single, auf der wir konsequenter als je zuvor daran arbeiten, den Raum zu erforschen, der sich zwischen allem, was wir gut finden und können und machen auftut. Die Suche nach Pophits führt uns durch immer tiefere Täler aus Wahnsinn, Steppen aus Besessenheit und entlang von Mauern aus Klang (ein Gag: walls of sound). Wurde bereits erwähnt, daß wir die ganze Zeit selber produzieren und überrascht sind, was so alles möglich ist, wenn man in einer Band spielt?
Bis bald, besucht uns und Arab Strap. Das wird vermutlich der Wahnsinn! (Und wieder ein Ausrufezeichen!)
(3.3.2006)
Der erste Song von vieren für unsere Single ist gerade fertig gemischt und klingt für unser Empfinden spitze. Leider ist Tobias Siebert, der dafür zuständig ist, genauso chronisch überlastet und zu 120% ausgebucht wie wir selber und dementsprechend verschiebt sich gerade alles ein paar Tage nach hinten, vermutlich kommt die fertige Single doch erst im Mai auf den 'Markt'.
Am Sonntag beginnen wir die Proben mit einem Orchester, wir führen im Mai zusammen etwas auf und können es jetzt zwar noch nicht wissen, haben aber das Gefühl, daß das sehr gut wird.
Die Updates auf dieser Seite gehen zögerlich voran, aber sie finden statt. Bei den Bildern sind neue Galerien hinzugekommen, es gibt eine neue mp3-Datei und so weiter.
(12.3.2006)
Folgende Stücke sind auf unserer bald erscheinenden Single:
1. Wir fangen von vorne an
2. Zum Beispiel ein Unfall
3. Avoid Karmic Desaster*
4. No Mr. Bond, I expect you to die
*get your punishment now.
In unseren Augen ist es der beste Tonträger, den wir je veröffentlicht haben. (bzw dann haben werden)
(25.3.2006)
Letzte Woche haben wir bei einem Ausflug nach Berlin endlich zusammen mit Tobias unsere Single fertig mischen können. Er hat zusammen mit seiner Freudnin Annette eine Fabriketage umgebaut zu einem irren Supercenter. Sie betreibt dort ihr Label Loob Musik (Augen auf: Delbo und Klez E beide mit neuen Platten in der nächsten Zeit), Tobias sein Studio und einen Proberaum für seine Bands. Gefiel uns außerordentlich gut, gehen wir wieder hin und empfehlen ambitionierten Bands dieses talentierte Team. Morgen um 17 Uhr treffen wir uns in Düsseldorf mit Kai zum Mastering und Montag geht das Ganze dann endlich ins Preßwerk. Artwork ist auch so gut fertig und freut sich auf die Druckerei. Fühlt sich alles sehr gut an.
Wir überlegen seit zwei Tagen, ob wir angespornt durch das alles jetzt ganz schnell (also GANZ schnell) das Album hinterherschieben und uns dazu einfach noch ein paar Tage einschließen oder ob wir es gerade gut finden, uns Zeit zu lassen. Tendenz geht vom Zeitlassen weg. Irgendwie ist das doch Trödelei, wenn man einmal den Punkt gefunden hat, an dem weiß, wie man was machen muß, um ein Stück angemessen aufzunehmen. Aber mal sehen.
Gestern haben wir unseren Proberaum leergeräumt, wir ziehen jetzt ins Nebengebäude um und proben dann statt unter Architekten und obskuren Schlagerproduzenten unter dem Serverraum von Pironet oder irgendeinem Versand, keine Ahnung. Der Raum ist etwas größer und wir richten uns den so gut ein, daß wir jedes mal beim Betreten weinen müssen werden. Vor Rührung über uns selbst. Aber noch ist es ein langer Weg, weil wir ja nie Zeit haben und uns ehrlich gesagt auch noch nicht genau überlegt haben, wie wir uns dort einrichten wollen. Wer Lust hat, uns beim Renovieren zu helfen: jede Hand ist eine gute Hand und sei sie noch so schwach. Schreibt uns gerne eine email und bietet eure Hilfe an. Selbst Top-Bands wie wir lieben diese Nähe zu den Musikfans.
(26.3.2005)
Sonntag abend. Wir kommen gerade vom Mastering und sind nach wie vor sehr zufrieden mit uns und der Welt. Auch Kai hat sich neu eingerichtet, in seinem Studio ist es ruhig und schön, ein guter Ort. Wer was zu mastern hat, sollte mit dem eleganten Lebemann reden. Morgen bekommen die Sitzers die Master-CD und schicken sie ab zur Vervielfältigung. Wir beginnen morgen vormittag den neuen Proberaum. Noch Freiwillige?
In einigen Momenten feuert Niklas noch ein paar Bilder aus seiner Digitalkamera in die Galerie. Sobald das geschehen ist, wird hinter dem folgenden Satzzeichen ein 'x' stehen. x
(2.7.2006)
Super, ab morgen sind wir für 5 Tage im Studio. Wir wollen von morgens bis morgens arbeiten und möglichst nahe an die Fertigstellung unseres Albums gelangen. Updates an dieser Stelle ab: morgen.
(4.7.2006)
Erster Studiotag war spitze. Niklas hat das mächtige System unterworfen und beherrscht jetzt die ausgefuchsten Studiotechniken der ganz Großen (Bob Rock, Michael Wagener und Andy Wallace heißen seine Idole) und hat so die Band in einen Zustand geführt, wo sie keinen Respekt mehr vor Studiotechnik und den Schamanen hat, die tun als sei das alles so unschaffbar schwierig, daß man dafür tausend Mark pro Stunde bezahlen muß. Der erste Song, unserer neuester, den wir auf Tour schon vorgestellt haben, ist eigentlich nahezu fertig, Arbeitstitel: der Mann hat die Frau DOCH umgebracht. Wir haben um einen natürlichen Hall zu bekommen gewartet bis das Gebäude leer ist und dann im Treppenhaus gesungen. Mit den Ergebnissen sind wir bislang sehr zufrieden. Heute wollen wir an 'Monkey' herangehen, wir glauben zu wissen, was wir beim letzten mal falsch angestellt haben.
(5.7.2006)
Der zweite Tag: wir haben I get lonseome und Monkey getrommelt und Baß und etwas Gitarre gespielt. Dazwischen war ein langes Treffen mit Besprechung, dadurch haben wir nicht ganz so viel erledigt bekommen wie wir vielleicht gerne hätten. Der große Vorteil beim Selbermachen birgt auch manchmal einen Nachteil: es gibt keinen Maßstab und keinen Schiedsrichter außer uns selber, niemanden, der uns die Richtung weist, Vorschläge oder Vorschriften macht. Es kann immer passieren, daß wir irgendwann merken, daß etwas doch nicht 100% so klingt wie es in unseren Köpfen zu klingen hätte und man muß alles verwerfen und neu beginnen. Es könnte also sein, daß die Aufnahmen von gestern die besten der Welt sind und genau so, wie sie sein müssen, es könnte genausogut sein, daß wir mit dem Abstand einer kurzen Nacht nun finden, daß es anders sein muß. Das ist das Spannende und das Dilemma an der totalen Kontrolle, die wir für uns entdeckt haben.
Jedenfalls macht es einen Heidenspaß und wir probieren viel aus, was wir noch nicht ausprobiert haben. Bei den Schlagzeugaufnahmen haben wir statt vor Mauris Set ein Schlagzeug in ein paar Metern höher hinter ihm aufgebaut, ein anderes vorm Schlagzeug, aber in einer großen Konga versteckt, wodurch das Ganze klingt wie Techno. Die Ergebnisse solcher Experimente sind zum Teil überraschend. Wenn wir irgendwann Geld haben, kaufen wir uns einfach ein eigenes Studio.
(6.7.2006)
Tag 3 bestritten Niklas und Björn alleine. Entgegen allem, was sie lieben, verzichteten sie darauf, alles mit Spacerockflächen vollzuhauen sondern setzten ihre Gitarrenkunst meist dezent ein und konnten dabei feststellen, daß eine bestimmte Gitarre (wir nennen sie die Praline, ein Vox-Nachbau von Del Rey, 60er) für den Zweimannbetrieb gebaut zu sein scheint (zB einer spielt, der andere schlägt mit zwei Kabelenden auf die Saiten und Tonabnehmer ein oder einer schlägt die Saite an, der andere dreht mit aller Kraft an der quasi-kaputten Mechanik, um zu 'stimmen').
Geschafft: Ebow bei der Mann hat die Frau DOCH umgebracht, Gitarre und Lapsteel bei Monkey, viele viele Gitarren bei I get lonesome und dort auch Rhodes, Gesang haben wir nicht mehr zufriedenstellend geschafft, die Erschöpfung setzte ein. Zu essen gab es Weinblatt-Karotte-Sandwiches, Obst, Tomatensuppe und Joghurt. Plan für heute: singen, Gitarre, Drumcomputer programmieren, Rhodes, Spacerockflächen, Orgeln. Bis Freitag abend wollen wir vier Songs als vollständig abhaken können.
(7.7.2006)
Tag 4: pünktlich um 11 haben Stefanie, Niklas und Björn angefangen und bis zur Mittagspause Lap Steel und Melodika gespielt. Dann gab es Salat mit Auberginen; Mauri kam am Nachmittag, und wirkte mit bei der Percussionarbeit (u.a. wurde eine interesaante Rhythmusidee entdeckt: Spanking. Statt Händeklatschen schlagen sich mehrere Freunde mit der flachen Hand auf den eigenen Hintern), beim Öffnen einer Tür allerdings fuhr ihm ein Schmerz in den Rumpf, der ihn förmlich lähmte, so daß er sich auf dem Boden flach hinlegen mußte und bald nach hause ging. Man weiß bis jetzt nicht, warum er plötzlich über Schmerzen im Herzen und beim Atmen klagte, die Band hofft, daß er heute wieder genesen ist. Außerdem erledigt: mehr Rhodes und unendlich viele Gesänge und Chöre (alle drei Stücke sind nun fertig gesungen), zusätzliches Schlagzeug und irgendwann in der Nacht, als die Müdikeit uns schon in Zungen reden ließ, wurde eine Collage aus Zufallsaufnahmen gebaut, die wir über Kurzwelle empfangen konnten (zB der spanische Sender der VR China). Es kam uns selber vor wie Revolution No. 9 auf dem Weißen Album. Um 2 haben wir Feierabend gemacht. Heute wollen wir I get lonesome abhaken, es fehlen Death Orgel und Theremin, wobei die Orgel im Moment, da diese Zeilen geschrieben werden, bereits erledigt ist. Aufgabe für den Tag: einen vierten Song beginnen und möglichst fertigstellen, High Pain Drifter. Es gibt auch einen Song von Niklas, in dem er eine neue Seite von sich offenbart und gleichzeitig auf die Dinge antwortet, die Björn in Monkey eingesteht. Sein neuer Top-Hit A Jolly Good Phallus schließt mit dem entwaffnend ehrlichen Einbekennen 'I've got a phallus on my back'. Seit Niklas bei den Phallus Brothers eingestiegen ist, fällt es ihm leichter, seine sensible und sexy Seite zu zeigen. Die Fans sagen: "Thumbs up" und weiter so!
(7.7.2006)
Auf Drängen seiner Band ging Mauri heute ins Krankenhaus und ließ sich untersuchen. Er hat einen Muskelfaserriß und einen eingeklemmten Nerv. Wir spielen morgen dennoch als Trio ohne Schlagzeug in Luxemburg, mal sehen wie und was. Hoffen wir auf schnelle und gute Besserung.
(8.7.2006)
Gestern also der letzte Tag im Studio. Wir haben uns eine Stunde später Beginn gegönnt, machten uns um 12 Uhr an die Arbeit und setzten weiter ein Steinchen aufs andere. Mauris Anruf und seine Diagnose haben uns etwas erschreckt und gebremst, wir machten außerdem viel zu spät Mittagspause und waren schon wieder völlig im Eimer, besorgten dann allerdings Essen und Trinken und bereiteten uns Kleinstkartoffeln Typ Goldniere und Blumenkohl, dazu Karotten und Kräuterquark. Wir trinken Almdudler seit neuestem. Mit Drumcomputer und spärlicher Instrumentierung bekamen wir High Pain Drifter tatsächlich fertig. Obwohl Björn nach Orgeln, Chören, Harmonium, Streichern, Trompeten und Spacegitarren verlangte, verweigerten seine Freunde das große Finale und überstimmten ihn in ihrem Ansinnen, den Song entkleidet und glasklar zu lassen. Das Schlimmste und langwierigste waren dann die Aufräumarbeiten. Ein schlimmer Job wenn man nicht genug Personal zur Hand hat. Jedenfalls haben wir wenige Minuten vor zwei das Studio abgeschlossen und die Woche mit vier fertigen Songs zum erschöpft-glücklichen Abschluß gebracht. Jetzt muß nur Mauri wieder schnell gesund werden.
(1.9.2006)
So. Seit Montag sind wir wieder im Studio im Maarweg in Köln und machen Akkordarbeit (Achtung, now entering Gagzone). Wir arbeiten wie es sich gehört an mehreren Songs gleichzeitig. Begonnen haben wir mit 'M' (Arbeitstitel), dann kam 'Honeymoon Is Over (If You Want)', das wir bereits abgeschlossen haben und das sich ohne Vorankündigung zum Bombast-Epos ausgewachsen hat. Gerade im Moment, in dem diese Zeilen ihren Weg ins Datenmeer des WebWebWeb finden, spielt Stefanie Baß zu 'Rosa Mond' (Arbeitstitel). Spätestens morgen machen wir uns an eine neue Version von 'Karmic Desaster', die wir in München und Hannover schon live spielten und die Mauri heute trommelte. Wir selber sind begeistert und glühend überzeugt und glauben nach wie vor, endlich eine Studiosituation gefunden zu haben, die perfekt zu uns paßt. Gleichzeitig glauben wir, daß wir hohe Chancen haben, uns unser kommerzielles Grab zu schaufeln mit dem, was wir hier tun; dann wiederum muß man sagen, daß wir kommerziell gesehen ohnehin schon immer in der Leichenstarre sind und daher jetzt genau genommen sogar Chancen auf eine Art Zombietum haben (also Wiederauferstehung von den Toten, die aber anständig genug ist, sich nicht mit Jesus sondern nur Zombies zu vergleichen). Wir driften etwas ab.
Bis Sonntag arbeiten wir hier noch durch. Am 17.9. nehmen wir Chor (mit unserem Freund Wolfgang, dem das Studio hier gehört) auf, am 19.9. in Berlin Peer von Mobilé und Anne von Beatplanet als Streicher (mit unserem alten lieben Pal Tobias Siebert).
Am 1.10. fliegen wir für 11 Tage nach Amerika. Wir werden dort live spielen und unsere Platte zusammen mit Peter Katis in seinem Studio abmischen. Peter hat Sachen wie Interpol, Clem Snide, Spoon oder The National gemacht und entsprechend aufgeregt sind wir (Notiz: The National brauchen für ihr neues Album länger als geplant, aber müssen ihre Arbeit kurz unterbrechen. Grund: Locas In Love kommen und mischen ihr Album ab. Das ist was!).
Wenn es nach uns geht (und ziemlich wahrscheinlich wird es das) erscheint die Platte zum sogenannten Weihnachtsgeschäft, also noch dieses Jahr. Details dazu hoffentlich in den nächsten zwei, drei Wochen.
Wie es mit Konzerten steht können wir gerade nicht sagen, weil wir mit unserem Nebenprojekt Karpatenhund ab Mitte Oktober ebenfalls ein Album machen. Die vorerst letzten Gelegenheiten, uns in Europa (bitte entschuldigt die großkotzige Formulierung, aber man hat nicht oft im Leben Gelegenheit, so etwas zu sagen) live zu sehen, sind der 13.9. (Köln) und der 29.9. (Luxemburg).
(2.9.2006)
Wir empfehlen das extremely spicy Muzak video über den Poultrygeist. Wir sehen es uns in Dauerrotation immer wieder an wie ein Kettenraucher sich Zigaretten anzündet. The chicken has declared Djihad on us all!
Im Studio läuft es nach wie vor super. Mauri hat heute Risotto gekocht und Kirschstreusel mitgebracht. (Fürs Logbuch: es gab diese Woche zweimal Bavettinudeln, einmal dicke Bohnen wie Terence Hill mit Reis, einmal kleine Kartoffel mit Zucchini sowie diverse Snacks & Brot). Und zum Glück kein Chicken (Grund: siehe Link oben).
Heute haben wir weiter an 'Comandante' gearbeitet und es abgeschlossen. Das Schlagzeug hatten wir bereits letzten Sommer bei der Session mit Daniel und Sascha aufgenommen (die, bei der wir auch 'Wir fangen von vorne an' für die EP aufgenommen hatten). Den Rest erst jetzt, weil uns das Stück so lange nicht mehr interessiert hat, jetzt sind wir plötzlich wieder ganz verrieckt danach. Ist das nicht meschiggene? Dann stand noch das Neu-Besingen von 'Telefon' (dämlicher Arbeitstitel) und 'To get things straight' an. Außerdem haben wir heute mir nichts dir nichts den Song 'Wir sind Bienen' aufgenommen, mit dem wir den italienischen Markt knacken wollen. Ein klassisches Lee&Nancy- oder Sonny&Cher-Duett zwischen Stefanie und erstmals Mauri. Wegen eines Textfehlers, den wir damals überhörten, muß Björn leider 'Haus deiner Eltern' komplett neu singen. Wir sind sehr gut in der Zeit, ein Glück.
Heiße Albumkandidaten sind gerade folgende 13 Stücke: Telefon (AT, Arbeitstitel), Zum Beispiel ein Unfall, (How I Wrote) I Get Lonesome, High Pain Drifter, Andere Seite (AT), Rosa Mond (AT), Haus deiner Eltern (AT), Comandante, Monkey, To Get Things Straight, M (AT), Avoid Karmic Desaster V.2, Honeymoon Is Over (If You Want).
Aussortiert haben wir (außer den drei weiteren Stücken der EP): Schieß doch Bulle (Aufsteig und Fall der schichterprobten Nachtjacken), Radio Edit und Happy End (AT). Schieß doch Bulle ist zwar seit Neujahr fertig und spitzenmäßig geworden, aber will nicht so recht zu den anderen Liedern passen. Vielleicht mal eine 7" oder sowas.